David Schalko: "Hoffentlich kommt es endlich zu einer echten Trendwende in der Klimapolitik. Alles andere wäre völlig unverantwortlich. Und katastrophal."

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Am 15. Jänner kommt sein Roman "Schwere Knochen" im Ausweichquartier des Volkstheaters im Museumsquartier erstmals auf die Theaterbühne. Am 9. März startet er in Wien mit den Dreharbeiten zur Serie "Ich und die anderen" für Sky Deutschland. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für einen mit Jan Böhmermann geplanten Spielfilm über die Ibiza-Affäre. 2020 wird ein starkes Jahr für David Schalko.

Dabei hatte der 1973 in Waidhofen an der Thaya geborene verhinderte Reinhardt-Seminarist schon bisher ein ziemlich erfülltes Leben. Als Entwickler, Regisseur, Autor und Produzent sorgte er u.a. mit der von ihm konzipierten "Sendung ohne Namen" und der Late-Night-Show "Willkommen Österreich", der Miniserie "Braunschlag", der Satire-Serie "Die 4 da" und dem Achtteiler "Altes Geld" für Meilensteine des heimischen Fernsehens.

Als sein Fritz-Lang-Remake "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" voriges Jahr auf der Berlinale Premiere hatte, war Schalko bei den "Co-Pro-Series" im Rahmen der Berlinale mit einem zweiten Projekt erfolgreich: Als "Big Bones" soll "Schwere Knochen" zur Fernsehserie werden, "die ich zwar schreibe, aber bei der ich nicht selbst Regie führe. Ich glaube, es ist gut, wenn das filmisch von jemand anderem interpretiert wird. So wie ich mit der Theaterfassung nichts zu tun habe. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie man das für die Bühne adaptiert. Aber ich bin gespannt."

"Ich und die anderen"

An "Schwere Knochen", 2018 erschienen und nach "Frühstück in Helsinki", "Weiße Nacht" und "Knoi" Schalkos vierter Roman, hat er "zehn Jahre lang recherchiert, bevor ich zu schreiben begonnen habe". Die Geschichte spielt in der Wiener Unterwelt und beginnt in den 1930er-Jahren, als sich eine Verbrecherclique formiert, die als "die Erdberger Spedition" (weil sie ebenso rasch wie effizient Wohnungen auszuräumen versteht) in die Kriminalgeschichte der österreichischen Hauptstadt eingeht. Schalko hat nicht viel frei erfunden: "Dass meine Hauptfigur Ferdinand Krutzler an Josef Krista angelehnt ist, das ist ja kein Geheimnis. Viele Figuren sind Mischformen aus mehreren Legenden der Wiener Unterwelt. Wie ich höre, wird der Roman auch in der Unterwelt sehr geschätzt. Das hat gewiss damit zu tun, dass es ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit ist."

Der Sechsteiler "Ich und die anderen" soll ein neues Seriengenre etablieren: den komödiantischen Diskurs. Sechsmal werden mit demselben Protagonisten und einem gleichbleibenden Ensemble neue Konstellationen und Szenarien durchgespielt. Die Karten werden in jeder Folge neu gemischt, wobei von Episode zu Episode das Beziehungsnetz immer dichter gewebt wird. Es geht um existenzielle Fragen, die unterhaltsam aufbereitet sein sollen. Sky plant die Ausstrahlung bereits für Ende 2020, doch Details sind darüber von David Schalko noch keine zu erhalten, außer, "dass wir einen absoluten Spitzencast gewinnen konnten und dass wir mit dieser Serie dramaturgisch ziemliches Neuland betreten".

Ibiza-Verfilmung gemeinsam mit Böhmermann

Auch zu seiner geplanten Verfilmung der Ibiza-Affäre war bisher nichts zu erfahren, außer dass die Produktion des deutsch-österreichischen Spielfilms bereits im November begonnen habe. "Ibiza wird sich ähnlich wie Cordoba in die österreichische Identität einbrennen. Nur eben als Waterloo der Politik. In besoffener Kelleratmosphäre wurde ans Licht gebracht, was dieses Land im Innersten zusammenhält. Jan (Böhmermann, Anm.) und ich haben beschlossen, diesem denkwürdigen Umstand ein zeitloses, filmisches Denkmal zu setzen", hieß es in einem Ende November verbreiteten Presse-Statement.

"An Ibiza hat mich eigentlich nichts überrascht", hält Schalko im Mail-Interview mit der APA fest. "Es hat nur für jeden deutlich gemacht, wie diese Partei tickt. Damit ist es sozusagen amtlich. Was aber 20 Prozent trotzdem nicht davon abhalten wird, die FPÖ zu wählen, weil man sich in Wahrheit damit identifiziert. Schwarz-Grün ist so populär, dass ein Populist wie Kurz daran nicht vorbeikommen wird. Und die SPÖ sollte sich weniger mit sich selbst beschäftigen. Dafür ist das Personal zu langweilig, als dass es zu einem interessanten Schauspiel taugt. Da kann man vom Unterhaltungswert her der FPÖ im Augenblick bestimmt nicht das Wasser reichen."

Hat David Schalko irgendeine Prognose, was 2020 Österreich und der Welt politisch bringen wird? "Hoffentlich kommt es endlich zu einer echten Trendwende in der Klimapolitik. Alles andere wäre völlig unverantwortlich. Und katastrophal." (APA, 30.12.2019)