Rackete hatte das Schiff in den italienischen Hafen geführt und wurde dafür verhaftet.

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Im Jänner war die Sea-Watch noch vor Malta.

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Das deutsche Rettungsschiff Sea-Watch 3, das Flüchtlinge in Seenot im Mittelmeer rettet, ist nach einer fast sechs Monate langen Beschlagnahmung wieder zu einem Einsatz aufgebrochen. Das Schiff habe am Montag den Hafen von Licata in Sizilien verlassen und sei auf dem Weg in die Such- und Rettungszone vor Libyen, teilte die Hilfsorganisation Sea-Watch mit.

Mit dem Schiff war die deutsche Kapitänin Carola Rackete mit 53 Migranten Ende Juni unerlaubt in einen italienischen Hafen gefahren. Sie wurde vorübergehend festgenommen und das Schiff wurde beschlagnahmt. Vor Weihnachten hatte ein Gericht die Beschlagnahmung aufgehoben. Das Schiff fährt mittlerweile unter deutscher Flagge.

Von Türkei nach Griechenland

Im östlichen Mittelmeer haben indes am Wochenende mehr als 450 Menschen aus der Türkei nach Griechenland übergesetzt. Wie das Staatsradio (ERT) am Montag unter Berufung auf die Küstenwache in Piräus berichtete, kamen die Menschen auf Lesbos, Chios, Kos und Samos, aber auch auf kleineren Inseln wie Farmakonisi (109 Migranten) und Pserimos (zehn) an. 39 Menschen erreichten das Festland nahe der Hafenstadt Alexandroupolis.

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) kamen dieses Jahr bis zum 22. Dezember 73.377 Migranten aus der Türkei nach Griechenland. Das seien knapp 23.000 mehr als im Vorjahr. Die für 7.500 Migranten ausgelegten Registrierlager auf den Inseln sind mit mehr als 42.000 Menschen heillos überfüllt.

Die Lage hat sich in den vergangenen Tagen wegen des Wintereinbruchs mit Temperaturen nachts unter fünf Grad Celsius verschlimmert. Viele Menschen leben in Zelten und Hütten, die sie mit Plastikplanen und Zweigen gebaut haben, wie humanitäre Organisationen berichten.

Obdachlosigkeit nach Zwangsräumung

138 Flüchtlinge – mehrheitlich Schwangere und Familien – in Athen, die Obdach in einem besetzten Haus in Athen gefunden hatten, sind nach einer Zwangsräumung im Oktober bis heute obdachlos. Der griechische Flüchtlingsrat (ESP) konnte mit einigen Familien Kontakt aufnehmen und versuchte bisher vergeblich, für sie eine Unterkunft zu finden.

Die Behörden wollten gemäß Berichten die Flüchtlinge ursprünglich in einem geschlossenen Lager unterbringen. Das Amygdalesa-Internierungslager außerhalb von Athen gleicht eher einem Hochsicherheitsgefängnis als einem Aufnahmelager, von NGOs wurde es "griechisches Guantanamo" genannt. Als die Migranten mit Bussen dorthin gebracht wurden, weigerten sie sich, auszusteigen. "Wir sind weder Verbrecher noch Kriminelle", erklärten sie zu der Aussicht, hinter Gitter leben zu müssen und übernachteten im Bus. Am Tag darauf wurden einige Familien nach Athen zurückgeführt. Dort überließ man sie ihrem eigenen Schicksal. Einige von ihnen fanden Zuflucht in der Athener Polytechnischen Universität. Die meisten jedoch blieben obdachlos.

Der griechische Flüchtlingsrat beantragte Wohnraum für die Menschen. Die Aussichten scheinen allerdings gering: Mehr als 650 Personen warten bereits auf eine Wohnung, die sie mithilfe des Flüchtlingsrats beim Ministerium für Bürgerschutz von Jänner 2017 bis Dezember 2019 beantragt haben. (red, APA, 30.12.2019)