Die künftige Verteidigungsministerin Klaudia Tanner war erste Direktorin des niederösterreichischen Bauernbunds

Foto: NÖ Bauernbund / Gabriele Moser

St.Pölten – Widerspruch ist sie gewohnt, Widerstände zu überwinden auch: Schon in ihrer ersten politischen Funktion, als Rechts- und Sozialreferentin des niederösterreichischen Bauernbundes in den Jahren 1996 bis 2001, musste sie viel hinaus in Bauernversammlungen, in denen Bauern ihrem Ärger über "die da oben" Luft gemacht haben. Es ist ja aus Sicht der Vertretenen immer zu wenig, was die Funktionärinnen und Funktionäre ausverhandelt haben – Bauern und Offiziere unterscheidet da wenig voneinander.

Macht gelernt bei Penz und Strasser

Beim damaligen Bauernbunddirektor Hans Penz hat Klaudia Tanner gelernt, mit solcher Kritik der Basis umzugehen und sie als Anregung, wenn nicht gar Auftrag für die weitere politische Arbeit aufzunehmen.

Bei Penz konnte man auch lernen, wie man Macht aufbaut, ausbaut und sanft, aber bestimmt einsetzt. Das ist zur Spezialität der damals 26-jährigen Juristin geworden – und sie hat diese Kenntnisse anschließend im Kabinett von Innenminister Ernst Strasser, dem sie 2001 bis 2003 mit Zuständigkeit für die Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit angehört hat, verfeinert.

Nach acht Jahren in der Privatwirtschaft (bei Kapsch war sie für "Beziehungsmanagement zu Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft" verantwortlich) kehrte Tanner hauptberuflich in die Politik zurück.

Steter Kontakt mit der Basis

Als erste Frau wurde Tanner Direktorin des NÖ Bauernbunds – und machte sofort das, was sie von Vorgänger Penz gelernt hatte: Kontakt mit der Basis halten. Das verlangt im Bauernbund aber nicht nur die eingangs erwähnte Zähigkeit – vor allem ist Detailwissen in teilweise hochkomplexen Fragen der Förderpolitik gefragt.

In allein heuer 64 Bezirksbauernratskonferenzen konnte Tanner vor mehr als 15.000 Funktionären bestehen – und diese Funktionäre so dirigieren, dass die ÖVP flächendeckend hohe Zuwächse verbuchen konnte. Denn die Bauernbund-Funktionäre sind verlässlich: Wenn sie sich verstanden fühlen, dann engagieren sie sich mit vollem Einsatz im Wahlkampf – was den Bauernbund zur am besten, wenn nicht der einzigen kampagnefähigen Organisation in Österreich macht.

Trotz der Arbeit ein Familienmensch

Auch in ihrer Heimatgemeinde Gresten hat Tanner einen beachtlichen Zuwachs von acht Prozentpunkten für die ÖVP holen können – in dieser Gemeinde saß sie längere Zeit im Gemeinderat. Ihr Ehemann Martin, geannt "Max", ist dort stellvertretender Parteiobmann. Tochter Maxima ist noch nicht wahlberechtigt.

Das Ehepaar Tanner gilt als sehr gesellig, die als künftige Verteidigungsministerin gesetzte Klaudia organisiert unter anderem den Bauernbundball (eine der größten Ballveranstaltungen Wiens im Austria Center) und die Nacht der Landwirtschaft auf der Wiener Wiesn. Den Offiziersball am 17. Jänner wird sie wohl besuchen. (Conrad Seidl, 31.12.2019)