Die USA haben zusätzliche Truppen in den Irak entsandt.

Foto: APA/AFP/US EMBASSY IN IRAQ/-

Washington/Bagdad/Teheran – Nach der jüngsten Eskalation der Konflikte im Irak entsenden die USA rund 750 zusätzliche Soldaten in den Nahen Osten. Verteidigungsminister Mark Esper bezeichnete die "unverzüglichen" Entsendungen am Dienstagabend (Washingtoner Ortszeit) als Vorsichtsmaßnahme. Damit werde auf einen Anstieg der "Bedrohungsgrade" für US-Personal und -Einrichtungen in der Region reagiert.

US-Soldaten werden von Kuwait in den Irak verlegt.

Esper verwies auf den Angriff von Demonstranten auf die US-Botschaft in Bagdad am Dienstag. Kurz zuvor hatte bereits ein hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter mitgeteilt, dass die US-Streitkräfte bereits rund 500 Soldaten nach Kuwait entsandt hätten. Sie würden "sehr wahrscheinlich" anschließend weiter in den Irak verlegt, sagte der Regierungsmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP.

Sturm auf US-Botschaft

Tausende Anhänger der pro-iranischen Hashed-al-Shaabi-Miliz haben am Dienstag die US-Botschaft in Bagdad gestürmt. Sie durchbrachen das Tor in der Außenwand des Botschaftsgeländes. US-Sicherheitskräfte auf dem Gelände feuerten Schüsse, Tränengas und Blendgranaten ab, um die Demonstranten zu vertreiben. Nach Angaben der Hashed-al-Shaabi-Miliz wurden 62 Menschen verletzt.

Einige Stunden nach dem Angriff landete ein Hubschrauber mit US-Marineinfanteristen auf dem Botschaftsgelände, um das US-Personal zu schützen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich ein Teil der Demonstranten bereits von dem Gelände zurückgezogen. Mehrere hundert Menschen harrten dort aber aus.

US-Raketenangriff als Auslöser

Auch am Mittwoch ist es vor der amerikanischen Botschaft den zweiten Tag in Folge zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Hunderte von irakischen Milizsoldaten und Unterstützern schleuderten Steine auf das Anwesen. Mehrere Personen seien durch den Einsatz von Tränengas verletzt worden, meldete die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA.

Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass Hunderte Demonstranten die Nacht in der Nähe des Botschaftsgelände verbracht hätten. Reuters-Augenzeugen zufolge richteten sie sich auf einen längeren Aufenthalt ein. Darauf deuteten Lieferungen von Nahrungsmitteln, Kochzubehör und Matratzen hin. Hochrangige irakische Militäroffiziere hatten versucht, die Protestierenden zum Abzug zu bewegen. Aber dies war ihnen nicht gelungen.

Auslöser der Proteste war ein Raktenangriff der USA bei dem am Sonntag 25 paramilitärische Kämpfer getötet wurden. Bei dem Angriff im nordirakischen Kirkuk waren mehr als 30 Raketen abgefeuert worden. Die USA wurden dafür sowohl von der irakischen Regierung als auch international kritisiert.

Trump erwartet keinen Krieg mit dem Iran

US-Präsident Donald Trump drohte dem Iran wegen des Angriffs auf die Botschaft mit Vergeltungsmaßnahmen. Teheran werde für mögliche Verluste von Menschenleben oder entstandene Schäden in den US-Einrichtungen "vollständig zur Verantwortung gezogen".

"Sie werden einen sehr hohen Preis zahlen! Dies ist keine Warnung, es ist eine Drohung", schrieb der US-Präsident im Kurzbotschaftendienst Twitter an die Adresse Teherans. "Frohes Neues Jahr!" fügte er hinzu. Bereits zuvor hatte Trump dem Iran vorgeworfen, den Angriff auf die US-Botschaft zu "steuern".

Gleichzeitig sagt Trump vor Journalisten auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach (Bundesstaat Florida), er gehe nicht davon aus, dass die verschärften Spannungen mit dem Iran zu einem Krieg führen werden. Er wolle eine solche Entwicklung nicht und erwarte sie auch nicht, sagte Trump. "Ich will Frieden", betonte Trump. "Und der Iran sollte mehr als jeder andere Frieden wünschen." (red, APA, 1.1.2020)