Vientiane – Vor 790.000 Jahren traf die Erde ein gewaltiger Asteroid. Anhaltspunkte dafür fanden Wissenschafter an vielen Stellen unseres Planeten in Form von sogenannten Tektiten, auch Gesteinsgläser genannt. Diese bis zu wenigen Zentimeter großen Glaskörper sind über etwa ein Zehntel der Erdoberfläche verstreut, darunter Australien, Südostasien und die Antarktis.

Unklar war allerdings bisher, wo genau der Brocken aus dem All niederging. Trotz intensiver Suche in den vergangenen Jahrzehnten sei der Krater nicht gefunden worden, berichtet ein internationales Team um Kerry Sieh vom Earth Observatory of Singapore in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). "Das legt nahe, dass es entweder nie einen Krater gegeben hat, oder dass er verschwunden ist – durch Erosion oder indem er verschüttet wurde", erklärt Sieh.

Bisher war nur bekannt, dass der Asteroid irgendwo im Südosten Asiens eingeschlagen sein muss.
Illustr.: University of Colorado

Nun aber wurden die Wissenschafter noch noch fündig: Sie entdeckten den lange gesuchten Krater auf dem Bolaven-Plateau im Süden von Laos. Dort gibt es ein großes Feld aus Basaltgestein, dass durch Vulkanismus entstanden sein muss. Unter dieser dicken Schicht soll nach Meinung der Forscher der Einschlagkrater begraben liegen. Ihre These untermauert die Gruppe mit mehreren Indizien.

17 mal 13 Kilometer großer Krater

Bestimmtes Gestein auf dem Plateau passt zum einen geochemisch zu den bisher entdeckten weggeschleuderten Tektiten. Die Lavaströme über und nahe dem vermuteten Krater ergossen sich Analysen zufolge außerdem erst nach dem Einschlag. Und schließlich fanden die Wissenschafter sogenannte Schwereanomalien im Boden, die auf einen 17 mal 13 Kilometer großen Krater schließen lassen. Einige Kilometer vom vermuteten Krater entfernt gibt es Steinbrocken, die den Forscher zufolge vermutlich beim Einschlag des Meteoriten ausgeworfen wurden.

Fortgeschleuderte Steinbrocken zeigen unter dem Mikroskop deutliche Anzeichen für einen Einschlag.
Foto: Dayana Schonwalder Angel

Das genaue Alter der Tektite hatten vor knapp vier Jahren Forscher um den Heidelberger Geowissenschaftler Mario Trieloff bestimmt. Die Gruppe hatte nicht nur Tektite aus dem asiatisch-australischen Raum – um die es in der Arbeit von Sieh geht – untersucht, sondern auch welche aus Kanada und Belize (Mittelamerika).

Zweiter Einschlag

Dabei kamen sie im Fachblatt "Geochimica et Cosmochimica Acta" zu dem Schluss, dass es vor rund 790.000 Jahren mindestens einen weiteren Einschlag gegeben haben muss. Denn die untersuchten Glaskörper sind zwar alle ungefähr zur selben Zeit entstanden. Allerdings weise eine abweichende chemische Zusammensetzung der Glasobjekte aus Belize darauf hin, dass sie bei einem anderen Einschlag entstanden sind. (red, APA, 2.1.2020)