Das Logo von Debian.

Grafik: Debian

Das Init-System gehört zu den wichtigsten Komponenten eines jeden Linux-Systems. Ist es doch dafür zuständig, Services zeitgerecht zu starten und zu beenden – womit es nicht zuletzt für den Systemstart eine zentrale Rolle einnimmt. Gab es in früheren Jahren hier einen ziemlichen Wildwuchs an unterschiedlichen Lösungen, haben sich die meisten Distributionen mittlerweile auf einen Ansatz geeinigt: Systemd.

Offene Fragen

Auch bei Debian kommt Systemd schon seit geraumer Zeit als Default-Lösung zum Einsatz, unklar blieb dabei aber bis zuletzt, in wie weit man auf Dauer alternative Init-Systeme supporten will. In einer Abstimmung vor fünf Jahren entschloss sich die Debian-Community noch für das Abwarten auf weitere Entwicklungen – also das Nichtstun. Angesichts der immer weiteren Dominanz von Systemd in der Linux-Welt unterzog man diese Frage nun aber einer Urabstimmung, und deren Ergebnis ist weitgehend eine Abfuhr für Systemd-Gegner.

"Das Debian-Projekt erkennt an, dass Systemd-Service-Units die bevorzugte Konfiguration sind, um zu beschreiben, wie man einen Daemon-Dienst startet. Dennoch bleibt Debian eine Umgebung, in der Entwickler und Benutzer alternative Init-Systeme und Alternativen zu Systemd-Funktionen erforschen und entwickeln können", heißt es in jener Option, die die meiste Zustimmung bekommen hat.

Fokus

Das klingt zunächst nach einem Erfolg für alternative Optionen, parallel dazu wird aber gleich klar gemacht: Wer solche Alternativen unterstützen will, muss sich auch selbst den Großteil des Entwicklungsaufwands dafür übernehmen. In der Praxis heißt dies wohl, dass sich die Kern-Debian-Entwickler künftig noch stärker auf Systemd konzentrieren werden. Paketersteller müssen damit auch selbst Unit-Dateien für Systemd liefern, der Support für andere Systeme ist hingegen optional.

Auswahl

Insgesamt standen bei der Urabstimmung acht Optionen zur Auswahl, die von der alleinigen Konzentration auf Systemd bis zur gleichwertigen Behandlung aller Init-Systeme reichen. Die Präferenzen der Befragten werden dabei auch aus dem restlichen Stimmverhalten klar: Die alleinige Konzentration auf Systemd hat nämlich die zweitmeisten Stimmen erhalten – und zwar nur knapp hinter der siegreichen Option.

Mit der Abstimmung folgt die Debian-Community dem Vorschlag des Projektleiters Sam Hartman. Dieser wollte mit der nun gewählten Option klare Verhältnisse schaffen, um künftig endlose Diskussionen und Frustrationen zu vermeiden. Auslöser dürfte dabei eine Diskussion über die Aufnahme von Elogind gewesen sein, einer Alternative zu Systemd-Logind. Dabei wurden diverse technische Probleme ins Spiel gebracht, nun sollte klarer sein, wer sich um deren Behebung kümmern muss. (apo, 2.1.2020)