In ihrer Serie "Faltungen 35–41" formt Julia Haugeneder Leim und Gips zu pastellfarbenen Bündeln.

Foto: Julia Haugeneder

Man könnte meinen, hier wurde gerade Wäsche gewaschen. Im Raum liegen gefaltete Bündel in Pastellfarben und verschiedenen Größen. Wie trockene Handtücher oder frische Leintücher warten sie darauf, weggeräumt zu werden. Nur der Duft nach Waschmittel fehlt.

Doch Halt – erst aus der Nähe sieht man die glatte, fast wachsartige Oberfläche. Manche der vermeintlichen Stoffe sind dann auch gar nicht so ordentlich gefaltet. Sie knittern oder sind sogar mit Flecken besprenkelt. Roh und speckig wachsen die eher gummiartigen Skulpturen auf Drahtstiften liegend in den Raum. Beinahe wirken sie aufdringlich.

Diese Faltungen, wie die aus Leim, Gips und Pigmenten gegossenen Arbeiten von Julia Haugeneder heißen, gehören zu einer neuen Serie der Wiener Künstlerin. Diese werden in der Musa-Startgalerie in Wien ausgestellt, die junge Kunstschaffende fördert und zum Wien-Museum gehört.

Durch Falten zur Skulptur

Ihre aktuellen Arbeiten stellt Haugeneder in einem langen Prozess aus Ziehen, Schneiden und Falten in einer Werkstatt im Wiener Wuk her. Von dem japanische Verpackungsmaterial Furoshiki inspiriert, sollen sie durch Falttechniken an Skulpturen erinnern.

Diese werden in überdimensionalen Linolobjekten fortgesetzt, die wie zufällig an einer Säule lehnen oder auf dem Boden liegen, aber eher wie raues, fast industrielles Verpackungsmaterial aussehen. Erst jetzt erkennt man die Lücken, in denen sich die groben Objekte befinden – der blassrosa Teppichboden macht einen Bogen um sie, lässt nackten Boden frei.

Mit dem Titel Flooring adressiert Haugeneder ihre zweite Leidenschaft: Bodenbelag. Diesem schreibt die 1987 geborene Künstlerin eine entscheidende Rolle zu. Plötzlich verschwinden die schönen Farben, die scheinbar ruhigen Stoffe mit den ordentlichen Falten. Sie lösen sich zu reinem Material und einzelnen Pigmenten auf. Falten, Lücken, Flecken und Dellen regieren den Raum. (Katharina Rustler, 3.1.20)