Regierungsprogramm Kapitel "Sport"

Der Sport bleibt auch unter Türkis-Grün dem Vize des Kanzlers vorbehalten. Immerhin gilt Werner Kogler als sportaffin, auch wenn er seine eigene sportliche Karriere, die ihn bis in die U21 des Fußballbundesligisten Sturm Graz führte, nur ja nicht überbewertet wissen will. Die sportlichste Leistung des Politikers Kogler war vielleicht eine fast 13 Stunden dauernde Filibusterrede im Budgetausschuss des Nationalrates. Seine Mitgliedschaft im Sportausschuss zwischen Dezember 2013 und Ende August 2015 wird den Blick auf die einschlägigen Probleme geschärft haben.

Vorschussmisstrauen, wie es Kogler-Vorgänger Heinz-Christian Strache wegen dessen Einsatzes für den Raucherschutz aus dem organisierten Sport entgegenschlug, droht weniger. Die vorauseilende Kritik der FPÖ-Sportsprecherin Petra Steger ("von der Chefsache unter FPÖ-Leitung zum unbedeutenden Beiwagerl degradiert") wirkt beim Studium der einschlägigen Vorhaben der neuen Bundesregierung und in Erinnerung an die ersten, ebenfalls wenig konkreten Sportpläne von Türkis-Blau ein wenig ungerecht.

Sechs Seiten

Den damals fünf Seiten im Regierungsprogramm stehen diesmal sechs gegenüber. Dass die Bundesregierung den Sport in seiner ganzen Breite unterstützt, ist nicht die einzige Selbstverständlichkeit, kann aber angesichts von 2,1 Millionen Österreicherinnen und Österreichern, die in Sportvereinen organisiert sind, durchaus wiederholt werden.

50 Prozent Frauenanteil in Sportgremien

Da und dort sind neue Akzente angedeutet, zumal in den Bereichen Green Sport und Integration durch Sport. Großveranstaltungen seien unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, der Mobilität und des Klimaschutzes zu bewerten. Die Knüpfung eines Netzwerks von Integrationspromotoren in den Sportvereinen ist davor auch noch nicht explizit verlangt worden. Ebenso wenig, den Frauenanteil in sämtlichen Sportgremien auf 50 Prozent zu erhöhen.

In den sieben Unterkapiteln finden sich sämtliche seit jeher unter den Nägeln brennenden Problemfelder: Vereinfachung der Förderstrukturen, Bewegung für Kinder und Jugendliche (bis hin zu Gratisschwimmkursen für alle!), Kampf gegen Doping, Inklusion und Barrierefreiheit für Sportstätten. Das Bemühen um Transparenz findet sich auch in den Plänen zum Sport wieder, zumal im Bereich Sportförderung.

Die unter Türkis-Blau angezogene, aber noch nicht einmal richtig fundamentierte "Sportstrategie Österreich" findet sich nicht wortwörtlich, aber in der weitschweifigen Willensbekundung: "eine gesamthafte, für alle Bereiche des Sports und für alle gesellschaftlichen Gruppen geltende, langfristig ausgerichtete Strategie zur Sportförderung und ein österreichweites Sportstättenkonzept auch unter dem Aspekt der Ökologie zu entwickeln". Sogar ein Nationalstadion findet sich, wenn auch in Klammer. (Sigi Lützow, 2.1.2020)