Werner Kogler und und Ulrike Lunacek vor der Hofburg im vergangenen Herbst.

Foto: Matthias Cremer

Es war ein schwarzer Tag für Österreichs Grüne. Am 15. Oktober 2017 hatte die Ökopartei mehr als acht Prozentpunkte bei der Nationalratswahl verloren und flog mit nur 3,8 Prozent der Wählerstimmen aus dem Parlament. Aus der ersten Reihe beobachtete damals die grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek das Debakel. Sie nannte es die schlimmste Parteikrise seit 31 Jahren; Österreich habe so etwas "noch nicht erlebt". Wenige Tage nach der Wahl verkündete Lunacek, all ihre Funktionen im Bundesvorstand der Grünen zurück- und "eine Pause" einzulegen: "Es braucht einen Neustart."

Den Neustart schafften die Grünen mit Werner Kogler an ihrer Spitze, und auch Lunaceks Pause ist vorbei. Als Staatssekretärin mit Kunst- und Kulturschwerpunkt wird sie nun das Comeback der Partei im Nationalrat und die erste Regierungsbeteiligung feiern – sofern die Grünen bei ihrem Bundeskongress am Wochenende zustimmen.

Als Kabinettsmitglied ist die 62-Jährige die wohl größte Überraschung auf grüner Seite – jedoch eine mit viel politischer Erfahrung.

In Krems 1957 als Tochter des langjährigen Chefs der Raiffeisen Ware Austria (RWA), Heinrich Lunacek, geboren, besuchte sie in der Wiener Leopoldstadt das Gymnasium und studierte an der Universität Innsbruck Dolmetsch für Englisch und Spanisch. In der Tiroler Landeshauptstadt war sie später am Aufbau des Frauenhauses beteiligt.

Seit mehr als 20 Jahren bei den Grünen

Seit den 1990er-Jahren ist Lunacek, die seit vielen Jahren in einer Beziehung mit einer Peruanerin lebt, bei den Grünen aktiv. Ihre politische Karriere startete sie im Jahr 1995, als sie erstmals für den Nationalrat kandidierte – und scheiterte. Im Jahr darauf wurde Lunacek zur Bundesgeschäftsführerin gewählt.

Bei der Nationalratswahl 1999 gelang ihr dann doch der Einzug als Abgeordnete ins Parlament, dem sie ein Jahrzehnt angehörte, bevor sie 2009 ins Europaparlament wechselte. 2014 erreichte Lunacek als EU-Wahl-Spitzenkandidatin mit 14,5 Prozent das bisher beste Ergebnis der Grünen bei einer bundesweiten Wahl.

Bis Lunacek rund ein halbes Jahr vor dem Rausfliegen der Grünen aus dem Nationalrat in die Fußstapfen der überraschend zurückgetretenen Eva Glawischnig trat, fungierte sie sogar als Vizepräsidentin des EU-Parlaments. Dort setzte sich die Sachpolitikerin stets für die rechtliche Gleichstellung Homosexueller und die Rechte von Frauen ein. (Oona Kroisleitner, 2.1.2020)