Brigitte Wolf, Landesdirektorin des ORF Wien, setzt auch auf Nachrichten in einfacher Sprache.

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Wien – Verstehen Sie News? Wortspiele wie dieses helfen dabei eher nicht. Einfache Sprache, kurze Sätze, wenige Fremdwörter und mehr Erklärung umso mehr.

Um möglichst einfach verständliche Nachrichten bemüht sich der ORF ab kommendem Wochenende in Radio Wien. Wichtige Themen der Woche werden von einem kleinen Team aufbereitet.

Die Nachrichten in einfacher Sprache laufen jedenfalls um 8.30 und 9.30 Uhr in der Kinder-Rätselshow Wow. Ein Rückblick auf die vergangene Woche mit jeweils drei Nachrichtenbeiträgen, möglichst einem internationalen, einem aus Österreich, einem aus Wien.

Daniel Pichler, Nachrichtenredakteur und Projektleiter bei Radio Wien, will jungen Menschen hier einen Einstieg in die Nachrichtenwelt bieten, Interesse wecken ohne erhobenen Zeigefinger.

Aber: Einfache Nachrichten sind nicht allein Kinderkram, das zeigte schon die Mini-ZiB des ORF-Fernsehens bis 1997 in ganz anderen Altersgruppen. "Das Ziel ist es, leicht verständliche Nachrichten für alle jene Menschen zu machen, die sich mit Nachrichten einfach schwertun", erklärt Pichler. Also etwa Menschen mit Behinderung, mit Lernschwächen, mit geringen Deutschkenntnissen und auch ältere Menschen.

"Unsere Nachrichten sind oft viel zu kompliziert, viele Menschen verstehen die Nachrichtenwelt nicht mehr", sagt Pichler im Gespräch mit dem STANDARD. Er lehrt das Handwerk der Radionachrichten an der FH Wien und in der ORF-internen Ausbildung.

Die Nachrichten in einfacher Sprache soll es, leicht adaptiert, auch im Sonntagnachmittagsprogramm von Radio Wien für Erwachsene geben, auf wien.orf.at. Radio Steiermark zeigt Interesse.

"Mini-ZiB" für alle

Der Fernsehkanal ORF 3 probierte Anfang Dezember TV-Nachrichten in einfacher Sprache in Österreich Heute – das Magazin aus. Im Rahmen einer Aktionswoche, initiiert von Franz-Joseph Huainigg. Der frühere ÖVP-Abgeordnete ist für Barrierefreiheit und Sozialaktionen zuständig, im weiten ORF-Reich von Pius Strobl. Strobl ist oberster Baumanager des öffentlichen Rundfunks, zuständig auch für Sozial- und Umweltaktivitäten des ORF.

Strobl hat gerade vom Kurier die inklusive Lehrredaktion für Menschen mit Einschränkungen übernommen. Die Finanzierung der Lehrredaktion übernimmt da wie dort der Fonds Soziales Wien. Aber beim Kurier hat man für die Lehrredaktion keinen Platz mehr, seit das Magazin Profil wieder ganz dem Kurier gehört und seine Redaktion zur Zeitung übersiedelte. "Das ist einer unserer Schritte, um unser barrierefreies Angebot auszubauen", sagt Strobl. Wohl mit Blick auf Kritik an weniger Audiobeschreibungen und Untertiteln, die Strobl automatisieren will.

Zum Jahreswechsel ist die inklusive Lehrredaktion auf den Küniglberg übersiedelt, eine Zeitungsbeilage produziert sie noch für den Kurier. Ab April soll sie dann etwa auf ORF.at für Beiträge in einfacher Sprache sorgen, erklärt Karl Pachner, Geschäftsführer von ORF.at und ORF-Teletext. Im Teletext gibt es schon Nachrichten in einfacher Sprache, ein Angebot der Nachrichtenagentur APA.

Und wann bekommt das ORF-Fernsehen wieder eine Mini-ZiB, nicht zwingend als Kinderprogramm, in einfacher Sprache? "Vielleicht ist das ja ein heimliches Fernziel", sagt Strobl. (fid, 4.1.2020)