Julia Wagentristl (26, ÖVP) hat gute Chancen, am 26. Jänner in den neuen burgenländischen Landtag einzuziehen.

Foto: Wagentristl / ÖVP Bgld.

Gleiches gilt für die 32-jährige Grüne Manuela Juric.

Foto: Juric / Grüne Bgld.

Landtagswahlen sind auch eine Vorschau auf die jungen politischen Talente. Neue Gesichter tauchen auf. Manche werden wieder verschwinden, manche im Land bleiben, manche zu Höherem berufen sein. Das macht nicht den geringsten Reiz von regionalen Wahlen aus, wie das Burgenland am 26. Jänner eine abhält.

Julia Wagentristl (Jahrgang 1993) und Manuela Juric (1987) zum Beispiel werden, da braucht man kein Seher sein, im nächsten burgenländischen Landtag eine Rolle spielen.

Wagentristl tritt als Zweitgereihte hinter ÖVP-Klubchef Christian Sagartz im Bezirk Mattersburg an. Dort wird sie wohl das Grundmandat von Sagartz erben, der seinerseits Karoline Edtstadler im Europaparlament beerben wird. Edtstadler wechselt ja als Europaministerin an den türkis-grünen Ballhausplatz.

Das Klubstärkemandat

Manuela Juric kandidiert auf dem dritten Platz der grünen Landesliste. Sie rittert ums dritte Mandat, das entscheidende für den vor allem infrastrukturell so entscheidenden Klubstatus. Alle Umfragen versprechen den Grünen dieses dritte Mandat. Aber die Grünen haben sich an Umfragen schon öfter die Finger verbrannt.

Beide jungen Frauen repräsentieren ganz gut die neue Politgeneration. Beide gehen nicht der Versorgung wegen auf die Ochsentour. Julia Wagentristl hat auf der Boku den Dipl.-Ing. gemacht, arbeitet in der Tierfutterfabrik Pet Food als Prozessmanagerin und schupft nebenbei mit ihrem Vater eine 55-Hektar-Landwirtschaft im Nebenerwerb.

Manuela Juric, als Kind jugoslawischer Gastarbeiter in Wien geboren, Mutter eines fünfjährigen Kindes, schließt demnächst ihr Jusstudium ab, in dem sie sich auf Pflege- und Medizinrecht spezialisiert hat. Ein Thema, das nicht nur das Burgenland beschäftigt, wo sich seit Oktober pflegende Angehörige bei einer landeseigenen Firma anstellen lassen können. Das sei zwar ein "prinzipiell guter Ansatz" der SPÖ, aber "nicht fertig durchdacht". Zu zentralistisch. Sie hat vor kurzem das Konzept sogenannter "Community Health Nurses" vorgestellt: diplomierte Gesundheitsbeauftragte im Dorf, die neben dem Arzt, niederschwelliger, pflegenden Angehörigen und anderen mit Rat, Tat und Entlastung zur Seite stehen und "in bestehende Strukturen leicht zu integrieren sind". Das sei auch ein Beitrag zur Stärkung der zunehmend ramponierten dörflichen Strukturen. Juric ist daheim im mittelburgenländischen Kaisersdorf/Kalištrof, Julia Wagentristl lebt im nicht umsonst Kleinfrauenhaid heißenden Kleinfrauenhaid, einem Ortsteil von Zemendorf. Was die Stärkung der dörflichen Struktur betrifft, widerspricht sie Kollegin Juric nicht. Auch beim Generalthema Klima nicht. "Im Gegenteil, ich bin ja Bäuerin."

Flächenverbrauch

Besonders ins Visier hat sie die Logistikunternehmen mit ihrem immensen Flächenverbrauch genommen. "Gerade hat der Lidl angekündigt, sein Lager in Müllendorf zu schließen, jetzt baut der XXXLutz sein mitteleuropäisches Zentrallager in Zurndorf. Wir müssen auf den Boden viel mehr aufpassen." Aber, das sagt sie schon auch, "das darf keine Politik gegen die Wirtschaft sein". Die A3-Verlängerung hält sie zum Beispiel für unumgänglich.

Wagentristl wirbt für sich mit dem schönen Slogan "Politik nicht nur den alten Hasen überlassen". Dabei ist die 26-Jährige selber schon fast eine alte Häsin, groß geworden im Stall des Sebastian Kurz. Gemeinsam mit ihm, dann für ihn war sie einer der gelben Engel der JVP. (Wolfgang Weisgram, 5.1.2020)