Unter Rafflesien versteht man eine auffällige parasitäre Pflanzengattung ohne Wurzeln oder Blätter. Ihre im tropischen Südostasien vorkommenden Vertreterinnen bestehen im Grunde nur aus einer bisweilen sehr großen und bestialisch nach Aas stinkenden Blüte und einem in der Wirtspflanze steckenden myzelartigen Geflecht. Als eine der größten Arten dieser Pflanzengruppe gilt die auf Borneo und Sumatra vorkommende Riesenrafflesie (Rafflesia arnoldii) mit einem maximalen bisher beobachteten Blütendurchmesser von 105 Zentimetern.
Noch gewaltiger kann jedoch Rafflesia tuan-mudae werden. Die bisherige Rekordhalterin dieser fleischigen, roten Blumenspezies mit ihren weißen blasenartigen Flecken wurde vor einigen Jahren im Dschungel von West-Sumatra gefunden und besaß eine 107 Zentimeter große Blüte.
Neuer Rekord mit Ablaufdatum
Dieser Höchstwert wurde nun nach Angaben von indonesischen Naturschützern in den Schatten gestellt von einem 111 Zentimeter durchmessenden Rafflesia-tuan-mudae-Exemplar. Die Pflanze wurde ebenfalls im Regenwald Sumatras entdeckt. Damit ist sie wohl die größte bisher beobachtete Blüte der Erde.
"Dies ist die größte Rafflesia tuan-mudae, die jemals dokumentiert wurde", erklärte Ade Putra von der Agam Conservation Agency in Sumatra. Es handelt sich im übrigen um eine vergängliche Gigantin: Die Blüte wird vermutlich in rund einer Woche verblüht sein. Danach wird sie zunächst verdorren und dann schließlich verrotten.
Größter Blütenstand im Pflanzenreich
Die Gattung Rafflesia wurde nach dem britischen Forscher Sir Stamford Raffles benannt, der im frühen 19. Jahrhundert ein Exemplar in Indonesien erstmals beschrieb. Den schlimmen Leichengeruch, den Rafflesien verströmen, um damit Bestäuberinsekten wie Fliegen und Aaskäfer anzulocken, haben sie übrigens mit dem ebenfalls in Indonesien vorkommenden Titanenwurz (Amorphophallus titanum) gemein, einer bis zu drei Meter hohen Blume, die den größten unverzweigten Blütenstand im Pflanzenreich hervorbringt.
(tberg, 3.1.2020)