Das australische Parlament in der Hauptstadt Canberra war am Montag in dichte Rauschschwaden gehüllt.

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Die Buschbrände in Australien dauern weiter an. In der Hauptstadt Canberra war die Luft am Montag gefährlich verschmutzt. Die Stadtregierung rief die Menschen dazu auf, im Inneren zu bleiben. Einige Flüge wurden gestrichen. Museen, Geschäfte und Universitäten blieben geschlossen.

Das Innenministerium forderte seine Mitarbeiter auf, für 48 Stunden zu Hause zu bleiben. An der Südostküste gab es Regen, was den Kampf der Feuerwehr etwas erleichterte. Eine Entwarnung gab es aber nicht. In den Bundesstaaten New South Wales und Victoria loderten noch mehr als 170 Feuer. Einige Gebiete waren weiter abgeschnitten.

Rund acht Millionen Hektar niedergebrannt

Der Feuerwehrchef des Bundesstaats New South Wales, Shane Fitzsimmons, sagte am Dienstag, die mehr als 2.600 Helfer nutzten die "günstigen Bedingungen", um sich vorzubereiten, bevor die Brandgefahr am Freitag voraussichtlich wieder steigen dürfte. Auch diese Woche soll es wieder teilweise 40 Grad und heißer werden.

Seit Beginn der Brände im Oktober sind landesweit 25 Menschen ums Leben gekommen. Etwa acht Millionen Hektar brannten nieder – das entspricht nahezu der Fläche der Insel Irland.

Warnung vor Plünderern

Die Behörden warnen auch vor Kriminellen. Im Bundesstaat New South Wales wurden nach Angaben der Polizei drei Menschen wegen des Verdachts von Plünderungen angeklagt. In den Feuergebieten sollen Streifen etwaigen Dieben das Handwerk legen.

"Es ist schwer zu verstehen, dass es Leute gibt, die versuchen, auf Kosten von Gemeinden, die ohnehin schon so viel verloren haben, zu profitieren und sich zu bereichern", sagte Einsatzleiter Gary Worboys am Dienstag. Verbraucherschützer warnten zudem vor Spendenbetrügern.

Die Schäden der riesigen Brände in Australien haben sich bereits auf mehrere hundert Millionen Euro summiert. Bisher seien im Zusammenhang mit den Feuern Schadensmeldungen in Höhe von 700 Millionen australischen Dollar (435 Millionen Euro) eingegangen, erklärte der Rat der Versicherungen von Australien am Dienstag. Es sei davon auszugehen, dass die Schadenssumme noch deutlich steige, hieß es weiter.

EU half mit Landkarten

Im Kampf gegen die verheerenden Buschbrände hat EU-Ratspräsident Charles Michel Australien mehr Unterstützung angeboten. "Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind bereit, mehr zu tun", schrieb Michel am Dienstag auf Twitter. "Wir stehen an der Seite aller Australier, die von dieser Katastrophe beispiellosen Ausmaßes betroffen sind."

Das Angebot richtete sich an den australischen Premierminister Scott Morrison. Die EU hat nach Michels Worten bisher mit Landkarten geholfen, Rettungsmaßnahmen zu erleichtern.

Morrison: Die Feuer werden noch über Monate brennen

"Die Feuer brennen immer noch, und sie werden noch über Monate brennen", sagte Morrison am Montag. Der konservative Politiker, der wegen seines Krisenmanagements in der Kritik steht, hatte eine neue nationale Agentur angekündigt, die sich um die Folgen der Katastrophe kümmern soll.

Ein Fonds soll in den nächsten zwei Jahren mindestens zwei Milliarden australische Dollar (1,2 Milliarden Euro) bekommen – Geld für die Farmer, kleine Geschäfte und betroffene Bewohner.

Der australische Premier Scott Morrison sieht kein Ende der Brände in Sicht. Er steht wegen seiner Klimapolitik in der Kritik. Beispielsweise, weil Australien der größte Kohleexporteur der Welt ist.
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Militär-Reservisten sollen dabei helfen, die verendeten Schafe und das Vieh zu begraben. Die Folgen für die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt Australiens sind nicht absehbar. Hunderte Millionen Tiere wurden nach Schätzungen von Wissenschaftern allein in New South Wales getötet. Besonders das Schicksal der Koalas bewegt viele Menschen.

In einem Augenzeugenbericht im "Sydney Morning Herald" ist zu lesen, wie die Tiere schreien, während sie im Flammenmeer sterben. Bilder von Tieren im Brandgebiet verbreiteten sich im Internet – etwa das eines Koalas, der an Bord eines Lastwagenfahrers Schutz findet.

Auswirkungen in Südamerika sichtbar

Die Auswirkungen der verheerenden Buschbrände in Australien sind auch im 12.000 Kilometer entfernten Südamerika sichtbar: Eine riesige Rauchwolke hat den Pazifik überquert und die Sonne über Chile und Argentinien rötlich verfärbt, wie die örtlichen Wetterbehörden am Montag meldeten. Gefahr drohe der Bevölkerung nicht, sagte Patricio Urra von der chilenischen Meteorologiebehörde.

Die Rauchwolke befinde sich in einer Höhe von 6.000 Metern und es sei kein Wetterphänomen angekündigt, das sie zum Absinken bringen könnte, erklärte Urra. Auch die argentinische Wetterbehörde SMN gab via Twitter Entwarnung: Die einzige Auswirkung sei eine "ein bisschen rötere Sonne". Nach Angaben des Meteorologieunternehmens Metsul könnte die Wolke weiterziehen und sogar den brasilianischen Bundesstaat Rio Grande del Sur erreichen.

Hollywood meldete sich zu Wort

Die Katastrophe bewegt auch Hollywood, besonders die australischen Stars. Der Schauspieler Russell Crowe nutzte seine Dankesrede bei den Golden Globes für einen eindringlichen Appell zur weltweiten Klimapolitik.

"Die Tragödie in Australien basiert auf dem Klimawandel", ließ Crowe von Laudatorin Jennifer Aniston bei der Preisverleihung verlesen. Sie erklärte, er sei wegen der Buschbrände bei seiner Familie in Australien geblieben.

Fridays for Future gegen Siemens

Ins Visier der Umweltaktivisten von Fridays for Future geriet indes der deutsche Konzern Siemens. Auf Twitter und ihrer deutschen Homepage riefen die Klimaschützer dazu auf, Druck auf das Unternehmen zu machen, die geplante Lieferung einer Zugsignalanlage für ein geplantes Kohlebergwerk des indischen Industriekonzerns Adani in Australien zu stoppen.

Adani will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt errichten, das jährlich bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle fördern soll. Das Projekt wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft. (APA, red, 7.1.2020)