Donald Trump streitet gern – und legt bei Widerspruch oft auch noch ein Schäuferl drauf.

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Donald Trump mag den Nervenkitzel. Er mag die Verunsicherung. In Konfliktsituationen scheint er aufzublühen. Während Barack Obama, der Vorgänger im Weißen Haus, an dem er sich immerzu misst, geduldig Kompromisse auslotete, setzt er kompromisslos auf den Einschüchterungseffekt der US-Macht. Wer es wagt, sich mit ihm anzulegen, soll es bereuen, früher oder später.

So simpel scheint sie tatsächlich zu sein, die Denke des Mannes, von dem es heißt, er sei Anführer der freien Welt. Drohen die Iraner nach der Tötung von General Ghassem Soleimani mit Rache, legt er noch eines drauf und droht mit der Zerstörung von Kulturstätten, mit einem Kriegsverbrechen. Den verbalen Tabubruch hat Trump noch nie gescheut. Und weil die sogenannten Erwachsenen, die ihm Einhalt gebieten wollten, sein Kabinett längst verlassen haben, fehlt nun das nötige Korrektiv. Im engsten Kreis seiner Berater scheint er nur noch von Jasagern umgeben.

Was ein beratungsresistenter, impulsiver, noch immer recht unerfahrener Egomane an Außenpolitik produziert, ist mit der Vokabel "erratisch" milde umschrieben. Gewiss, von den Instinkten her neigt er nicht dazu, zu intervenieren. Sein Wahlprogramm steht für Rückzug aus Krisengebieten. Doch was, wenn einer, der anderen nie das letzte Wort lässt, eine Sprosse nach der anderen die Eskalationsleiter hinaufsteigt? Ausschließen lässt sich nichts beim unberechenbarsten US-Präsidenten aller Zeiten. (Frank Herrmann, 6.1.2020)