Angefangen hat alles in einem Hühnerstall in Uganda. Sören Lex testet einen selbstgebauten Prototyp, um Plastikmüll zu zerkleinern. Die Bauanleitung für die Maschine hat Lex auf einer Open-Source-Plattform im Internet gefunden. Dies klingt erst mal nach einer Idee von Daniel Düsentrieb. Aber wenn daraus im nächsten Schritt dringend benötigte Schulutensilien wie ein Lineal, ein Rechenschieber oder eine Schultasche erzeugt werden können und gleichzeitig den Hühnerfarmern eine neue Einnahmequelle bietet, ist das kreatives Social Entrepreneurship.

Sören Lex unterstützt mit selbstgebauten Maschinen und seinem Know-how, das Kunststoffrecycling zu erlernen.
doing circular

Der Kärntner hat bereits während seines BWL-Studiums gemeinsam mit seiner Frau Menschen in Uganda mit Mikrokrediten in der Höhe von 70 bis 80 Euro unterstützt, damit sie sich ein Geschäft aufbauen können. Dazu zählte die bereits erwähnte kleine Hühnerfarm, die nach einer Hungersnot kein einziges Huhn mehr hatte und damit keine Einnahmequelle mehr bot. Der herumliegende Plastikmüll brachte Lex darauf, dass der kostenlos verfügbare Kunststoff doch die Grundlage für neue Geschäfte sein könnte. Mit einer selbstangefertigten Maschine, die den Plastikmüll zerkleinerte, kehrte er wieder nach Uganda zurück. "Zu Beginn wussten die Menschen nicht, was sie mit der Maschine anfangen sollten. Ihre Eigeninitiative war aber sehr hoch und sie experimentierten, wie man das zerkleinerte Plastik wieder verarbeiten konnte, um daraus nützliche Alltagsgestände zu fertigen. Sie haben es mir dann beigebracht. Ich habe daraufhin die Maschine weiterentwickelt und bin dann mit neuen Teilen für die Maschinen wieder zurückgekehrt ", berichtet Lex.

Skistock aus Bambus mit Plastikgriffen "made in Uganda"
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Maschinen auch für den Privatgebrauch

Die Verarbeitung des Kunststoffs aus dem afrikanischen Hühnerstall wurde so professionell, dass Lex 2018 bei einer internationalen Sportmesse einen nachhaltigen Skistock aus Bambus mit Plastikgriffen "made in Uganda" präsentierte. Lex ist nach reiflicher Überlegung doch nicht in die Skistock-Produktion eingestiegen, sondern hat sich entschieden, einfach zu bedienende Kunststoffrecyclingmaschinen und sein Know-how zu verkaufen. Aus dem Einzelunternehmer mit Verantwortung hat sich zu Jahresbeginn das Unternehmen Doing Circular mit einem sechsköpfigen Team entwickelt. An der Vision von Lex hat sich nichts geändert: "Menschen sollen anhand vom Kunststoffrecycling neue Skills erlernen und damit ihr Einkommen sichern. Auf den Galapagosinseln werden zum Beispiel Plastiktier-Schlüsselanhänger an Touristen verkauft."

Der Plastikzerkleinerer von Doing Circular.
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Bis jetzt hat Doing Circular 50 Maschinen, die in Österreich gebaut werden, primär an NGOs oder Stiftungen in 24 Ländern verkauft. An dem Anspruch, dass die Maschinen mit schnellen Handgriffen selbst aufgebaut und einfach zu handhaben sind, hat sich nach der Gründung einer GmbH nichts geändert. Mittlerweile vertreibt das Unternehmen drei Modelle, die auch je nach Bedarf getrennt voneinander und auch für den Privatgebrauch erworben werden können: Die Zerkleinerungsmaschine kostet zwischen 3000 und 3500 Euro, der Extruder, aus dem dann dünne Plastikstreifen gewonnen werden, 2500 Euro und die Spritzgussmaschine 2000 Euro. (9.1.2020)