Sebastian Kurz könnte eines Tages verpflichtet werden, als Kanzler in ein E-Dienstwagen einzusteigen.

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Wien – 2020 geht es mit der Elektrifizierung des Antriebs richtig los. Nicht unbedingt, weil die Kunden das so wollen, noch weniger, weil die Autohersteller darin seit jeher die Zukunft sehen. Die von der EU auferlegte Senkung des Flottenverbrauchs für 2020 ist der Grund dafür.

Dahinter steckt, dass alle Fahrzeuge, die ein Hersteller in einem Jahr verkauft, im Schnitt nicht mehr als 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen dürfen – andernfalls drohen Strafzahlungen.

Elektrifizierung

In einem ersten Schritt gfretten sich die Autobauer gern mit diversen Hybridlösungen unter diese Grenze. Das geht so gut, weil die Emissionen aus elektrischen Antrieben für diese Berechnung mit null angenommen werden. So kommen, dank Plug-in-Hybrid-Technik, auf dem Prüfstand Normverbräuche von unter drei Litern zusammen – auch mit dicken SUVs.

In Deutschland wird fleißig am ID.3 gebaut.
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Große Sprünge unter die Emissionsgrenze will man aber mit reinen E-Mobilen schaffen. Darum haben auch schon die meisten namhaften Autohersteller ein solches Fahrzeug im Portfolio. Oder zumindest in der Pipeline.

Auto-Laden im Zug

Die Elektrifizierung der Mobilität findet sich auch an mehreren Stellen des Regierungsprogramms bis 2024. Da geht es nicht nur um die Bahn und die Ausweitung von Autoreisezügen, die zudem eine Lademöglichkeit bieten sollen, oder um die Förderung von Bussen mit emissionslosen Antrieben. Die Bundesregierung will selbst mit gutem Beispiel vorangehen und plant ein "Aus für Neuzulassungen von Kfz (Pkw) mit Verbrennungsmotoren in der öffentlichen Beschaffung" ab 2027. Ausgenommen sind Sonder- und Einsatzfahrzeuge sowie Fahrzeuge des Bundesheeres.

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In Deutschland fährt mancher Polizist mit E-Autos. Österreich nimmt Einsatzfahrzeuge von der E-Beschaffungspflicht aus.
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Auf der Agenda stehen auch Sharing-Anbieter, deren Stellplätze im öffentlichen Raum ab 2027 an eine vollständige Elektroflotte geknüpft werden sollen. Nebenbei: 2030 soll der ganze Strom, zumindest national bilanziell, aus erneuerbaren Quellen stammen.

Auch saubere Diesel hoch im Kurs

Um weitere Anreize für den Umstieg auf E-Autos zu schaffen, ist geplant, weiterhin die Anschaffung zu fördern. Gleichzeitig prüft man aber eine "stärkere Bevorteilung von Fahrzeugen der modernsten Fahrzeuggeneration Euro 6d". Da fallen natürlich jede Menge Dieselfahrzeuge darunter.

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Das Laden gilt immer noch als einer der E-Engpässe.
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Auf die will weder der gelernte Österreicher verzichten noch die Regierung. Durch ihre geringen Kohlendioxid-Emissionen – im Vergleich zum Benziner – wird man die Krot fürs hehre Ziel anscheinend schlucken.

Ein weiterer Grund dafür könnte sein, dass der Anteil der reinen E-Autos doch nicht so schnell wie gewünscht ansteigen wird.

E-Autos sind teuer, benötigen eine Infrastruktur, die gerade manchem Städter den Umstieg erschwert, sie haben eine begrenzte Reichweite, und sie sind gar nicht in der Menge verfügbar, wie es für die Emissionsziele ideal wäre. Wiederholt haben sich Marktstarts von E-Autos nach hinten verschoben, etwa weil die Ladetechnik doch nicht so einfach ist, wie Sprit in Tanks zu füllen.

Vienna Autoshow

Doch nun könnte es bald so weit sein, dass die Kunden aus verschiedenen Fahrzeugen von unterschiedlichen Herstellern wählen können. Das legt zumindest ein Blick auf die Vienna Autoshow (16. bis 19. 1. in der Messe Wien) nahe, auf der gut 20 E-Autos zu sehen sein werden. Darunter auch eine Handvoll von Österreich-Premieren wie der Opel Corsa-e, sein Zwilling der Marke Peugeot, der e-208, dessen SUV-Bruder e-2008, der Honda e, der DS 3 Crossback oder der rein elektrisch angetriebene Supersportler Porsche Taycan.

Auch gute Bekannte wie der BMW i3 sind hier, der Renault Zoe oder die Derivate des VW e-up!. Viele von ihnen haben kürzlich mit einem Facelift mehr Reichweite bekommen.

Star der Messe und Hoffnungsträger Nummer eins – in ach so vielen Facetten – wird aber der ID.3 von Volkswagen sein. Die drei angebotenen Versionen unterscheiden sich vor allem durch die Größe der Batterien und die Reichweite von 330 bis 550 Kilometern. Er ist im Gerede, dem Golf den Rang ablaufen zu können. (glu, 8.1.2020)