Sonos beklagt sich über Patentverletzungen und klagt.

Foto: Sonos

Die Firma Sonos ist einer der Pioniere im Bereich vernetzter Lautsprecher. Dabei hatte man zuletzt auch immer intensiver mit Google und Amazon zusammengearbeitet, um deren digitale Assistenten in die eigene Hardware zu integrieren. Um so überraschender kommt nun eine aktuelle Ankündigung des Unternehmens.

Vorwürfe

Sonos wirft sowohl Amazon als auch Google eine Verletzung der eigenen Patente vor. Konkret geht es dabei um Multi-Room-Audio-Support, also das Zusammenspiel mehrerer Lautsprechern um die Tonausgabe auf die gesamte Wohnung auszuweiten – und synchron zu halten. Gegen eines der beiden Unternehmen, und zwar Google, hat Sonos nun auch Klage eingereicht, wie die "New York Times" berichtet.

"Google ist ein wichtiger Partner für uns, mit dem wir seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten", betont Sonos in einer Stellungnahme. Allerdings habe das Unternehmen diese Kooperation ausgenutzt um "unverschämt und bewusst" patentierte Audio-Technologien zu kopieren und in eigene Produkte zu übernehmen. Man habe versucht diesen Konflikt außergerichtlich beizulegen, nun sei aber der Zeitpunkt gekommen den Rechtsweg zu beschreiten, da Google keinerlei Bereitschaft gezeigt habe, zu einer Einigung zu kommen.

Vorgeschichte

Hinter den Kulissen dürfte das Ganze jedenfalls schon länger Thema sein. Sonos betont, dass man Google über die Problematik zum ersten Mal im Jahr 2016 informiert hat – ohne Erfolg. In den Jahren 2018 und 2019 habe man die Thematik immer wieder auf das Tapet gebracht. Folgende Verhandlungen sollen zu keinem für beide Seiten zufriedenstellenden Ergebnis geführt haben. In Summe soll Google dabei mittlerweile gegen mehr als hundert Patente von Sonos verstoßen, so der Vorwurf. Für die Klage hat man sich aber nun auf fünf Patente konzentriert.

Die konkreten Vorwürfe reichen aber sogar noch weiter zurück: Im Jahr 2013 seien Google und Sonos die erste Partnerschaft eingegangen, damals um den Musik-Streaming-Dienst Google Play Music auf Sonos-Geräten verfügbar zu machen. Dabei habe Google Einblick in den eigenen Code erhalten, und danach patentierte Technologien übernommen, um sie in sein Streaminggeräte Chromecast Audio zu integrieren. In den Folgejahren habe man diese Technologien dann auch in viele andere Geräte integriert, von smarten Lautsprechern bis zu Smartphones. Laut Sonos hätten diese Geräte dem eigenen Geschäft einen massiven Schaden hinzugefügt, da sie zum Teil ohne Gewinnmarge oder gar subventioniert vertrieben wurden, da Google auf anderem Weg – über Nutzerdaten und darauf basierender Werbung – Gewinn mache.

Verkaufsverbot

Die Klage führt nun eine lange Liste an Geräten an, die laut Sonos gegen die eigenen Patente verstoßen. Sie reicht von sämtlichen Chromecasts über die smarten Lautsprecher der Google-Home-/Nest-Reihe bis zu Google-Tablets, Laptops und auch Pixel-Smartphones. Parallel zum Rechtsstreit hat Sonos auch gleich einen Antrag auf Verkaufsverbot in den USA bei der International Trade Commission eingereicht. Angesichts der kritisierten Punkte ist aber davon auszugehen, dass Sonos sämtliche Geräte mit Google Cast-Support als betroffen ansieht, worunter auch viele Devices anderer Hersteller fallen würden.

Warum nicht Amazon?

All diese Patentverletzungen wirft der Lautsprecherhersteller wie erwähnt auch Amazon vor. Dass man den Online-Händler nicht verklage, habe dabei einen recht simplen Grund: Man könne unmöglich zwei Tech-Giganten gleichzeitig vor Gericht bekämpfen, betont Sonos gegenüber der "New York Times" offen. Und dass es ein Kampf werden wird, das scheint klar zu sein. Googles weist all die Vorwürfe strikt zurück und kündigt an, die Klage entschieden bekämpfen zu wollen. Dabei betont man gleich auch, dass Sonos selbst gegen eigene Patente verstoße – allerdings ohne näher auf diesen Punkt einzugehen.

Die Klage beinhaltet noch ein weiteres interessantes Detail der komplexen Dynamik in dieser Sparte: Sonos hätte gerne ermöglicht, dass auf den eigenen Geräten Alexa und der Google Assistant parallel laufen können. Das hätten aber beide Hersteller abgelehnt, was ebenfalls zum Nachteil von Sonos-Geräten sei. Derzeit müssen sich deren Nutzer für einen der beiden Assistenten entscheiden. (Andreas Proschofsky, 8.1.2020)