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Was menschliche Einflussnahme bewirken kann: Ausgerechnet auf dem Kontinent der Beuteltiere lebt heute die größte Population wilder Kamele weltweit.
Foto: REUTERS/Kylie Stott

Adelaide – Während die verheerenden Flächenbrände in Australien bereits Millionen oder vielleicht sogar Milliarden einheimische Tiere getötet haben, geht es nun – nicht zum ersten Mal – solchen an den Kragen, die einst ins Land eingeschleppt wurden: Kamelen. Im Rahmen der jüngsten Ausrottungsaktion haben Scharfschützen im Bundesstaat South Australia mit der Zwangstötung von bis zu 10.000 Kamelen begonnen.

Hintergrund

Kamele waren erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt worden, um sie für die Erschließung des riesigen Binnenlandes zu nutzen. Aus entkommenen oder nicht mehr gebrauchten und daher kurzerhand freigelassenen Tieren hat sich im Lauf der Zeit eine wildlebende Population von beachtlicher Größe aufgebaut. Kamele sind für die Umweltbedingungen im Outback wie gemacht und haben dort auch keinerlei natürliche Feinde.

Heute leben in der australischen Wüste vermutlich so viele wilde Kamele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Schätzungen gehen von mehr als einer Million Tiere aus – vor allem Dromedare, zu einem geringeren Teil aber auch zweihöckerige Trampeltiere. Wie viele andere eingeschleppte Arten gelten Kamele in Australien inzwischen als Plage, da sie Wasserstellen verunreinigen und die natürliche Flora verwüsten. Durch Massenabschuss soll die Kamelpopulation einigermaßen eingedämmt werden, so unpopulär die Maßnahme auch ist.

Verschärfte Bedingungen

Und die Dürre, die die derzeitigen Brände begünstigt, hat auch die Bedingungen für die Kamele verschärft: Die Tiere gefährdeten entlegene Ortschaften der Ureinwohner, teilten die Behörden im Bundesstaat South Australia mit. Riesige Herden seien auf der Suche nach Wasser und Nahrung bis in die Gemeinden vorgedrungen, verschmutzten das Trinkwasser und plünderten die Lebensmittelvorräte.

Die Kamele sollen nun von Hubschraubern aus von Scharfschützen abgeschossen werden. Die Tötung erfolge "nach höchsten Tierwohl-Standards", betonte das Umweltministerium von South Australia. Die Aktion ist die erste dieser Art in dem Bundesstaat und findet in Anangu Pitjantjatjara Yankunytjatjara (APY) statt, einem Verwaltungsbezirk, in dem etwa 2.300 Ureinwohner leben.

Sie diene nicht nur dem Schutz der Menschen, sondern letztlich auch dem Wohl der Herden, erklärte das Ministerium. Es seien bereits Tiere verdurstet oder hätten einander totgetrampelt. Grundbesitzer in der APY-Region fangen seit Jahren Kamele ein und verkaufen sie. In jüngster Zeit seien sie der großen Zahl von Tieren, die wegen der Dürre in das Gebiet strömten, jedoch nicht mehr Herr geworden, teilte das Umweltministerium mit. (red, APA, 8. 1. 2020)