Der Verkauf der Raiffeisen-IT-Firma Syscom beschäftigt die Justiz. Unterlagen aus der Ibiza-Causa bringen neue Aspekte ans Tageslicht.

Wien – Der Verkauf der IT-Gesellschaft von Raiffeisen, Syscom, an die Spot GmbH von Thomas Scheiner 2007 (sic) beschäftigt die Staatsanwaltschaft Wien nach wie vor. 2009 ging das Unternehmen pleite, die Spot klagte vor dem Handelsgericht Wien und erstattete später Strafanzeige. Sie fühlt sich, wie berichtet, von den Verkäufern über den Tisch gezogen.

Vor drei Wochen hat die Spot eine ergänzende Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft (StA) eingebracht. Der Anlass dafür hängt indirekt mit dem Ibiza-Video über Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus zusammen. Konkret mit Detektiv W., der einen Exmitarbeiter im Video erkannt haben will, der inzwischen als ein mutmaßlicher Ibiza-Drahtzieher gilt.

Exmanager unter Verdacht

Was W. mit Syscom zu tun hatte? Der Sicherheitsberater wurde laut Unterlagen, die Spot bei der StA vorgelegt hat, im Mai 2005 vom damaligen Syscom-Kurzzeitchef mit Ermittlungen gegen einen Exmanager des IT-Unternehmens beauftragt. Der Syscom ging es damals wirtschaftlich schlecht, was man auf die Aktivitäten des Exchefs zurückführte. "Laut unseren Informationen wirbt Herr ... zur Zeit aktiv Mitarbeiter der Syscom Österreich ab, mit dem Ziel, aggressiv als Mitbewerber zur Syscom am Markt aufzutreten", hielt Detektiv W. in seinem Anbot an Syscom dazu dann auch fest.

Vorgesehen war laut diesem Anbot vom 12. Mai 2005 der Einsatz verdeckter Ermittler und eines Observationsteams, Ziel ein "ziviler Abschluss der Operation oder ein behördenbegleiteter" bzw. ein außergerichtlicher Vergleich. Kostenpunkt: 10.000 Euro für die Planung, dann 7000 Euro pro Monat und 8500 Euro beim "Finish der Operation". Die 10.000 Euro (12.000 mit Steuer) landeten Ende Mai beim Detektiv.

Kunden abgegraben?

Der kam in einem "Kurzbericht" zum Schluss, dass der Exmanager der Syscom tatsächlich zu deren Nachteil aktiv sei. Er habe einem verdeckten Ermittler erzählt, er wolle der Syscom 80 Prozent ihrer zukünftigen Aufträge abwerben. In Österreich habe er sich ein Unternehmen "zum Partner genommen, um am Markt aggressiver gegen Syscom auftreten zu können". Als seinen "Vertragspartner" habe er eine Managerin genannt, die heute ein Regierungsamt innehat. Und: Der Mann habe sich selbst laut seinen Erzählungen als Opfer seines Arbeitgebers gesehen.

Von dieser "Vorgeschichte und den Ursachen des wirtschaftlichen Niedergangs der Syscom" habe Raiffeisen den späteren Syscom-Käufer nicht informiert, argumentiert die Spot in ihrer Nachtragsanzeige sinngemäß. Und geht davon aus, dass das vorsätzlich geschehen sei. Auch dem im Strafverfahrenen als Beschuldigten geführten Wirtschaftsprüfer könne das alles "nicht entgangen sein".

Ermittlungen beendet

Die StA hat laut ihrer Sprecherin die Ermittlungen gegen 16 Beschuldigte bzw. Verdächtige jüngst abgeschlossen, jene gegen den Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ Wien, Erwin Hameseder, und die Raiffeisenlandesbank NÖ Wien wurden eingestellt. Ein Vorhabensbericht ist in Arbeit, es gilt die Unschuldsvermutung. Das seit 2009 laufende Verfahren vor dem Handelsgericht Wien, mit dem bereits die vierte Richterin beschäftigt ist, ist unterbrochen. (Renate Graber, 9.1.2020)