Die Airlinebranche hielt sich mit kritischen Kommentaren auffällig zurück. Die Erhöhung der Flugticketabgabe, die die neue türkis-grüne Regierung für 2021 in Aussicht stellt, kommt in Zeiten von Flugscham und Klimadebatte nicht überraschend. Im Großen und Ganzen fällt sie glimpflich aus. Die Abgabe wird auf zwölf Euro vereinheitlicht. Kurz- und Mittelstreckenflüge werden teurer, die Langstrecke sogar günstiger.

Derzeit fallen für Flüge innerhalb Europas 3,50 Euro, für Mittelstreckenflüge, zum Beispiel in den Nahen Osten, 7,50 Euro an, für die Langstrecke etwa nach Australien oder China werden 17,50 je Ticket an den Fiskus abgeführt. Der Verkehrsclub Österreich findet, dass mit der Neukonzeption der Abgabe zumindest die Richtung stimmt. Die zwölf Euro könnten aber nur ein erster Schritt sein, heißt es bei den Lobbyisten für einen grüneren Verkehr.

Um zehn Euro nach Mallorca, um 19,90 nach Barcelona. Fliegen ist billig wie nie zuvor. Da können auch ökologisch denkende Menschen nicht widerstehen.
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"Fliegen wird sicher teurer", sagt AUA-Sprecher Peter Thier. Tatsächlich werden die Konsumenten zumindest durch die Abgabenerhöhung wenig spüren: Im Durchschnitt wird jedes Ticket um drei bis fünf Euro teurer. Die Hoffnung, Reisende mögen doch bitte lieber auf die umweltfreundlichere Bahn umsteigen, wird sich damit kaum erfüllen. Wer Gefallen daran findet, nach Rom zu fliegen, um sich im künstlerischen Flair des Caffè Greco einen Cappuccino zu gönnen, wird sich kaum davon abhalten lassen, dass der Flug 42 anstatt 30 Euro kostet.

Daran ändert wohl auch die im vergangenen Jahr immer lauter gewordene Kritik wenig. Die Branche wächst und wächst– und mit ihr auch die Treibhausgasemissionen. Dazu kommen Begünstigungen wie steuerbefreites Kerosin, ermäßigte Umsatzsteuer auf Flugtickets, Bevorzugung beim Emissionshandel und hierzulande die Anfang 2018 wieder reduzierte Flugabgabe: Der Rucksack, gefüllt mit Kritikpunkten an der Luftfahrtbranche, ist im Lichte der Klimadebatte immer schwerer geworden. Die Preise spiegelten die Belastung für die Umwelt nicht wider, so lautet der Tenor. Das wird sich auch mit dem heimischen Umbau der Ticketabgabe nicht ändern.

Die Branche wächst – vielleicht künftig etwas langsamer. Die Debatte um spottbillige Flugtickets und den Wunsch nach mehr Klimaschutz begleiten Europas Fluggesellschaften wohl auch im neuen Jahr.
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Eine von der EU-Kommission beauftragte Studie kommt zu dem Schluss, dass allein die Steuerbegünstigungen für den Flugverkehr in der EU durch die Steuerbefreiung von Kerosin und die fehlende Umsatzsteuer auf Tickets rund 70 Milliarden Euro pro Jahr ausmachen. Mit dem Green Deal soll sich aber ohnehin einiges ändern. Die Hauptstoßrichtung in Brüssel ist es, Gratiszertifikate zu reduzieren. Bekommt die Kommission grünes Licht von den Mitgliedsstaaten, kommt das dicke Ende zumindest was die Kosten für die Airlines betrifft erst. Zwischen 2021 und 2027 könnten auf die EU-Airlines Zusatzkosten von rund fünf Milliarden Euro zukommen. Dagegen machen sich die Einnahmen für den heimischen Fiskus geradezu läppisch aus. Gut 70 Millionen flossen dank der boomenden Branche zuletzt aus dem Titel. Vor der Abgabenhalbierung 2018 waren es 100, geschätzte 150 bis 200 Millionen dürften es nach der Erhöhung sein. Rund ein Drittel davon wird die AUA zu schultern haben.

Billigairlines orten Bestrafung

Wie viel die Fluggesellschaften tatsächlich an die Konsumenten weitergeben werden, bleibt abzuwarten. Easyjet will die Erhöhung weitergeben. Die meisten lassen sich nicht in die Karten schauen. Bei der Ryanair-Tochter Laudamotion ist man aber grundsätzlich wenig angetan: "Bestraft werden die Passagiere, die ein kleines Budget haben", sagt Österreich-Chef Andreas Gruber. Die Erhöhung trifft die Rynair-Tochter mit ihren Kurzstrecken in vollem Umfang mit satten 243 Prozent je Ticket.

Als es Ende 2010 galt, Budgetlöcher im österreichischen Staatshaushalt zu schließen, machte es die heimische Bundesregierung dem großen Nachbarn Deutschland nach und führte die Luftverkehrsabgabe ein, um sie später wieder zu reduzieren.
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Billigflieger wie die ungarische Wizzair, Ryanair oder Easyjet orten vor allem in Sachen umweltpolitischer Zielsetzung ohnehin eine glatte Themenverfehlung. Das Label "grünte Airline", gerne auch "Europas grünste Airline" heften sich alle auf die Fahnen. Sie argumentieren mit ihren im Vergleich zu älteren Modellen vieler Traditions-Carrier effizienten und spritsparenden Fliegern. "Eine Steuer pro Passagier schafft keine Anreize für Airlines oder Passagiere ihre C02-Effizienz zu verbessern, sondern dient einzig als höhere Einnahmequellen ohne zweckgebundene Lenkungswirkung, klagt etwa Easyjet. Eine Zweckwidmung wünscht sich auch so manch einer in der heimischen Luftfahrtbranche.

Atempause

Das Päckchen aus der Abgabenerhöhung dürfte bei Laudamotion bis zu 20 Millionen wiegen, jenes der AUA noch schwerer. Wie lange die finanzkräftigen Mütter bereit sind, da zuzuschauen bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass es weiterhin Kampfpreise für Flugtickets geben wird, künftig wohl weniger. Denn für die Airlines steigt der Preis fürs Marketing. Für die spottbilligen Tickets legt jede Fluggesellschaft drauf. Die einen mehr, die anderen weniger. Was der Kunde spart, bezahlt der Aktionär. Wie Laudamotion flog auch die Lufthansa-Billigtochter Eurowings 2019 tief in den roten Zahlen. Auch die AUA steuerte zuletzt wieder auf solche zu, und bekam von der Mutter bekanntlich ein deftiges Sparpaket mit Jobabbau verordnet. Mit neuem – auch umweltfreundlicherem Fluggerät – schaut es da wohl eher düster aus.

Gut möglich aber, dass der blutige Wettbewerb in Wien künftig abflaut. Noch ist davon wenig zu sehen. Anders in Deutschland, wo Ryanair an einzelnen Standorten das Angebot ebenso zurückfährt wie Easyjet und Eurowings. In Wien liefern sich Laudamotion und Wizz Air ein beinhartes Match und stocken ihre Flotten weiter auf. Auch wenn hier eher Geld verbrannt wird, als verdient. Ein Lied können davon alle singen. Kleinere Konkurrenten wie Level fuhren ihre Kapazitäten bereits wieder zurück und sagen vielleicht auch bald leise Servus. (Regina Bruckner, 10.1.2020)