Das aktuelle Raketenabwehrsystem "Iron Dome" im Einsatz.

AFP / Jack Guez

Israels Verteidigungsministerium hat am Mittwoch eine neue Technologie zur Abwehr feindlicher Flugkörper vorgestellt – wenige Tage, nachdem iranische Generäle mit Raketenbeschuss auf israelische Städte gedroht hatten. Ein leistungsstarker elektrischer Laser soll vom Boden und aus der Luft Raketen und Drohnen mit hoher Präzision und über große Distanzen hinweg eliminieren. "Wir beginnen ein neues Zeitalter der elektronischen Kriegsführung in der Luft, auf dem Land und auf dem Wasser", sagte Brigadegeneral Yaniv Rotem, der die Technologie präsentierte, laut israelischen Medienberichten.

Der Laser wurde vom Direktorat für Verteidigungsforschung und -entwicklung, das dem israelischen Verteidigungsministerium untersteht, in Kooperation mit den Rüstungsfirmen Rafael und Elbit entwickelt. Noch ist die Technologie, deren vorläufiger Spitzname "Laserschwert" lautet, nicht einsatzbereit. In den kommenden Monaten soll sie im Feld getestet und für den Einsatz vorbereitet werden.

"Technologischer Durchbruch"

"Das ist ein technologischer Durchbruch", sagt Uzi Rubin, der früher die Organisation für Raketenabwehr des israelischen Verteidigungsministeriums leitete und heute am Jerusalem-Institut für Strategie und Sicherheit, einem konservativen Thinktank, forscht.

Israel verfügt bereits über die Raketenabwehrsysteme "Iron Dome" und "Arrow", die Abfangraketen auf feindliche Flugkörper abschießen. Die neue Technologie werde diese Systeme nicht ersetzen, betont Rubin, schließlich habe ein Laser weniger Durchschlagskraft als Abwehrraketen. "Aber sie könnte die bestehenden Systeme entlasten." Den größten Vorteil der Laser-Abwehr sieht er darin, dass sie sich allein mit Strom betreiben lässt: "Ihr geht nie die Munition aus."

Botschaft ohne Worte

Raketenabwehr zählt zu den größten militärischen Herausforderungen für Israel. Das Land sieht sich von gleich zwei Seiten bedroht: im Süden von den islamistischen Terrororganisationen Hamas und Palästinensischer Jihad in Gaza; im Norden von der libanesischen Hisbollah, deren Arsenal auf 130.000 Raketen geschätzt wird. Alle drei Milizen werden vom Iran unterstützt.

Nachdem die USA vorige Woche den iranischen General Ghassem Soleimani getötet hatten, drohten iranische Militärs, als Vergeltung israelische Städte unter Beschuss zu nehmen. Israels Verteidigungsministerium erwähnte die iranischen Drohungen bei der Vorstellung der neuen Abwehrtechnologie nicht. Dennoch könnte die Präsentation zu diesem Zeitpunkt auch als Botschaft an Israels Feinde dienen: Wir sind gerüstet. (Mareike Enghusen aus Tel Aviv, 9.1.2020)