Auch Menschen, die Medikamente gegen Bluthochdruck einnehmen, sollten regelmäßige Checks durchführen, oft stimmt die Einstellung nicht, hat eine Umfrage in Apotheken ergeben.

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Hypertonie betrifft viele Menschen. Mit den Lebensjahren verlieren die Blutgefäße ihre Elastizität und werden weniger anpassungsfähig. Das führt zu Bluthochdruck, der in vielen Fällen unbemerkt bleibt, weil er keinerlei Beschwerden verursacht. Experten schätzen, dass ein Drittel der Menschen an Hypertonie, also Bluthochdruck, leidet. Ein Frühsymptom der Hochdruckkrankheit ist die Belastungseinschränkung durch Luftnot. Bleibt die Erkrankung über Jahre unbehandelt, steigt das Risiko, eines Tages einen Schlaganfall zu erleiden.

Optimale Werte

Deshalb gilt: Niedrige "Pegel" sind immer gesünder. Erstmals haben jetzt 13 österreichische Medizin-Fachgesellschaften einheitliche Empfehlungen publiziert. Das Wichtigste: Bei Messung beim Arzt sind Werte von weniger als 120 mmHg systolisch und weniger als 80 mmHg diastolisch "optimal".

Für alle, die nicht exakt den Unterschied zwischen Systole und Diastole parat haben: Durch Zusammenziehen des Herzens wird das Blut aus dem Herzen in die Arterien gepumpt. Die Druckwelle kann als Puls in diversen Arterien, etwa am Handgelenk, gefühlt werden. Der Druck während der Herzkontraktion wird als oberer oder systolischer Blutdruck bezeichnet. Danach entspannt sich das Herz, und neues Blut fließt in die Herzkammern. Dabei verändert sich auch der Druck im Gefäßsystem. Diese Phase wird als Diastole bezeichnet. Der Druck während der Entspannungsphase des Herzens ist niedriger und wird auch als unterer oder diastolischer Blutdruckwert bezeichnet.

Gerade noch tolerabel

120 bis 129 mmHg systolisch und/oder 80 bis 84 mmHg diastolisch gelten als "normal". "Hochnormal" werden 130 bis 139 mmHg systolisch und/oder 85 bis 89 mmHg diastolisch eingestuft. Ab 140 bis 159 mmHg systolisch und/oder 90 bis 99 mmHg diastolisch ist eine Hypertonie (in diesem Fall Grad 1) gegeben. Darüber gibt es noch zwei weitere Schweregrade der Hypertonie (160 bis 179 mmHg systolisch und/oder 100 bis 109 mmHg diastolisch als Grad 2 sowie mehr als 180 mmHg systolisch und/oder mehr als 110 mmHg diastolisch als Grad 3). Bei Selbstmessung gelten im Grunde die gleichen Werte, die Grenze zur Hypertonie wird aber bereits bei 135/80 mmHg gesetzt.

Thomas Weber vom Klinikum Wels-Grieskirchen und die übrigen Autoren der österreichischen Fachgesellschaften schreiben in dem jetzt in der "Wiener klinischen Wochenschrift" veröffentlichten Konsensusbericht: "Unter 67 Risikofaktoren, die in der Global-Burden-of-Disease-Studie untersucht wurden, war systolischer Blutdruck über 115 mmHg der führende einzelne Risikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit. Eine weitere Analyse dieser Studie fand, dass 14 Prozent aller weltweiten Todesfälle auf Hypertonie (systolischer Blutdruck über 140 mmHg; Anm.) zurückgeführt werden können." Einen Schwellenwert nach unten, zumindest bis zu systolisch 115 mmHg, gebe es offenbar nicht – je weniger Blutdruck, desto besser.

Was tun

Gesunder Lebensstil, Nichtrauchen, wenig Alkoholkonsum, Ausdauersport et cetera sind laut den Fachleuten die primären Behandlungsstrategien. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Arzneimitteln mit unterschiedlichem Wirkmechanismus. Das Ziel sollte sein, eventuell auch mit der Kombination von drei oder mehr Substanzen, den Blutdruck anhaltend in die Normwerte zu bringen.

Hier sieht es in Österreich allerdings offenbar schlecht aus. "In einer neueren Studie mit Messung in Apotheken mit mehr als 4.300 Patienten erreichten nur 41 Prozent der behandelten Hypertoniker, die ein Rezept einlösten, normotensive Blutdruckwerte. Eine weitere neue Studie (2016 bis 2017) mit Apothekenmessung an mehr als 10.000 Personen zeigte, dass 29 Prozent der Personen ohne bekannten Bluthochdruck und 57,3 Prozent der Personen mit bekanntem (und meist behandelten) Bluthochdruck hypertensive Blutdruckwerte aufwiesen."

Im Rahmen der Aktion "Messmonat Mai" im Jahr 2017 mit Dreifach-Blutdruckbestimmungen bei niedergelassenen Ärzten, in Apotheken und an öffentlichen Plätzen hatten 43,2 Prozent der unbehandelten Personen und 63,5 Prozent der diagnostizierten und behandelten Hypertoniepatienten zu hohe Blutdruckwerte. "Zusammenfassend sind die Raten an Blutdruck-Awareness und Blutdruckkontrolle in Österreich nicht zufriedenstellend, und es besteht dringender Handlungsbedarf", schrieben die Experten. (red, APA, 11.1.2020)