Die Angelobung der neuen Regierung ist nicht nur reibungslos über die Bühne gegangen, sondern der ORF hat dem Event darüber hinaus humoristische Glanzlichter aufgesetzt: mit sonderbar unpassend-passenden Untertiteln, in denen von Kellnern, Küken und Strumpfhosen die Rede war.

Technische Panne? Restfetten von der Silvesterfeier? Ein Glück jedenfalls, dass die zuständigen ORF-Leute nicht die deutsche Untertitelung von einem alten französischen Hardcore-Porno eingeblendet haben ("Deine fetten Möpse machen mich supergeil", "Steck mir die Stange rein, tiefer, tiefer!"). Das hätte der Dignität des Anlasses definitiv nicht mehr entsprochen.

Dank ORF-Untertitelung wurde die Regierungsangelobung zum humoristischen Glanzlicht.

Bemerkenswert war der Kontrast zu vorherigen schwarz-blauen Regierungsangelobungen. Hatte man damals als TV-Zuseher beim Auftritt sogenannter Ministerinnen und Minister das Gefühl, aus Ungläubigkeit und Fremdscham im Fernsehsofa versinken zu müssen, so ließen jetzt manche Regierungsmitglieder einen gewissen Kompetenzverdacht aufkommen.

Islamistenversteherin mit Migrationshintergrund

Anschober dürfte, anders als die 150-Euro-Beate, eine Vorstellung davon besitzen, was sozial bedeutet, außerdem kreischt er nicht so. Gewessler scheint, anders als Köstinger, zu wissen, worum es sich bei CO2 handelt. Und Zadic hat, anders als Kickl, ihr Studium fertiggebracht.

Das hat ein paar blaue Dumpfgummis nicht daran gehindert, umgehend gegen die Justizministerin mobilzumachen und die Hetzmeute in den "sozialen Medien" kräftig aufzuganseln: ein Weibsbild! Eine Islamistenversteherin! Mit Migrationshintergrund! Keine Bioösterreicherin! Und das aus einer Partei, deren Spitzenfunktionäre – Strache, Svazek, Vilimsky etc. – problemlos in der Wiener Tschuschenkapelle mitspielen könnten.

Jetzt warten wir einmal ab, ob die Türkis-Grünen eine Politik zustande bringen, die schöner ist als die Farbkombination, unter der sie firmieren. Die Sache mit der "Sicherungshaft" möchte man genauer erläutert haben. Dass staatliche Obrigkeiten Leute nach ihrem Bauchgefühl einkerkern können, ist ein Unding, über das auch der ambitionierteste Radwegeausbau nicht hinwegtrösten würde.

Jetzt ist es aber höchste Eisenbahn, dass sich der Krisenkolumnist von den politischen Aufregungen erholt. Zeit für eine Auszeit. In drei Wochen lesen wir uns wieder. So long! (Christoph Winder, ALBUM, 13.1.2019)