Bohrenmusik: Bohren und der Club of Gore veröffentlicht sein Album "Patchouli Blue".

Foto: Kim von Coels

Auf Spotify durchstarten werden sie wieder nicht, denn Durchstarten ist kein Thema dieser Musik. Abbremsen, konzentriert durchhängen, die Pracht des Nichts beschwören, die meditative Qualität einzelner Töne inszenieren. Da dräut zwar scheinbar das Reich der Esoterik, doch bevor diese vor Glückseligkeit dämlich grinsend ihr Batikkleid hebt, kratzen Bohren und der Club of Gore die Kurve in die Schaurigkeit.

Bohren und der Club of Gore sind eine deutsche Band, wie es sie kein zweites Mal gibt. Jetzt ist ihr neues Album erschienen, es heißt Patchouli Blue – vielleicht will man die Zielgruppe ja doch um die Esoteriker erweitern. Doch derlei Gedanken wischt ein Titel wie Tief gesunken in Zeitlupe vom Tisch.

Cinephile Nachtfahrten

Tief gesunken ist so etwas wie die aktuelle Single der seit 1988 bestehenden Band aus Mühlheim. Das Video dazu zeigt eine cinephile Nachtfahrt aus dem Grenzland des Jazz: mattschwarz mit einigen farblichen Tupfern aus jenem Universum, dessen Ästhetik seit gut 40 Jahren mit dem US-Regisseur David Lynch assoziiert wird.

BOHREN & DER CLUB OF GORE

Bohren, wie sie salopp genannt werden, spielen instrumentale Stücke. Bass, Saxofon, Piano, das Fender Rhodes, Vibrafon sowie ein verwischtes Schlagzeug sind die Werkzeuge, mit denen sie ihre intim produzierte Musik umsetzen. Sogar der Atem des Saxofonisten ist da stellenweise ganz nah am Ohr zu hören.

Bohrenkunst ist Albumskunst

Manche dieser stimmigen Schleicher, wie das Titelstück, kratzen an der Neun-Minuten-Grenze, einzelne Titel aus dem Werk hervorzuheben ist aber Unfug. Denn die Bohrenkunst erstreckt sich jeweils über ein ganzes Album, Stücke wie Vergessen und Vorbei betören in ihrer Auslotung von Tiefe und Stille aber doch mehr als andere. Neben früheren Großtaten wie Black Earth und Ausreißern nach unten wie zuletzt Piano Nights ist Patchouli Blue wieder ein Ereignis, ein ereignisarmes. (Karl Fluch, 13.1.2020)