Nikola Bilyk warf Österreich mit 12 Goals zum Sieg.

Foto: EPA/XHEMAJ

Let's party!

Foto: APA/Punz

Wien – Die Musik in der Wiener Stadthalle war lauter als der Start eines Flugzeuges, aber das war dann auch wurscht: Österreichs Handballteam feierte am Freitagabend einen gelungenen Auftakt in die Heim-EM, schlug Tschechien 32:29 (13:14). Großer Jubel und Erleichterung bei den 7.200 Zuschauer, die fast bis zum Schluss zittern mussten.

Die Stadthalle wurde herausgeputzt für die EM. Da und dort ein bisschen frische Farbe, geputzte Böden, viele lächelnde Volunteers. Es ist eine bröckelnde Bühne mit Charme. Jede sportliche Großveranstaltung hat mittlerweile einen englischen Slogan, die Heim-EM wirbt mit "dream, win, remember". Ob das Turnier in Erinnerung bleiben wird, liegt allein in den Händen des ÖHB-Teams. Ein Handball-Fieber hat sich in Wien noch nicht einmal bis zum Gürtel direkt vor der Stadthalle ausgebreitet. Aber das kann ja noch werden.

Magischer Pausentee

Österreich gegen Tschechien, das war von Anfang an eine Vollgas-Veranstaltung. Die Gäste kassierten bereits nach 90 Sekunden die erste Zwei-Minuten-Strafe, 2,03-Meter-Hüne Janko Bozovic brach immer wieder durch den tschechischen Abwehrriegel durch, 5:3 für Österreich nach acht Minuten.

Die unbeeindruckten Tschechen holten sich mit schnellen Gegenstößen die Führung zurück, auch weil dem ÖHB-Team Passfehler unterliefen. Kapitän Nikola Bilyk, in den ersten 15 Minuten zurückhaltend, bewahrte Österreich vor einem größeren Halbzeitrückstand.

Einser-Goalie Thomas Bauer konnte fast keine Kugel halten, machte für Thomas Eichberger Platz, der in seinem erst fünften Länderspiel mit mehreren starken Paraden zu einem der Väter des Sieges werden sollte. "Ich habe mir auf der Fahrt zur Halle fast in die Hose gemacht", sagte Eichberger nachher, "aber im Match bin ich cool geblieben". Aus der Kabine kam eine andere österreichische Mannschaft, mit vier Toren in Folge, drei davon von Bilyk, man führte 18:15 (36.), Tschechien ließ aber nicht locker.

Taktikfuchs Pajovic

ÖHB-Teamchef Ales Pajovic ließ rotieren, beorderte bei Ballbesitz den Goalie auf die Bank, um mit Sieben gegen Sechs anzugreifen. Österreichs 6:0-Deckung stellte Pajovic in der Schlussphase auf eine 5:1-Variante um, brachte mit Youngster Lukas Hutecek neues Feuer in die Abwehr. Nach zwei weiteren herrlichen Bilyk-Goals, zwei Eichberger-Paraden und einem Treffer von Flügelroutinier Robert Weber stand es wieder 25:22 (49.). Das war‘s. Ales Pajovic sah einen tollen Kampf seiner Mannschaft, "sie hat Charakter bewiesen".

Leuchtturm im ÖHB-Team ist und bleibt Kiel-Legionär Bilyk, der zwölf Tore erzielte. Wenn nichts ging im Angriff, dann packte der 23-Jährige aus teils ordentlicher Distanz einen Wurfhammer aus. "Wir waren in der Offensive richtig gut, in der Defensive nicht so. Am Ende hat uns der Tormann wirklich geholfen. Ich denke, das war der Schlüssel", sagte Bilyk. Der erste Schritt ist getan, am Sonntag geht es im zweiten Spiel in Gruppe B gegen die Ukraine (18.15 Uhr, live auf ORF eins). Pajovic: " Wir haben jetzt keine Euphorie, es sind zwei Punkte und wir müssen in Ruhe weiterarbeiten." Am Sonntag wartet die Ukraine, die im zweiten Gruppenspiel Nordmazedonien mit 25:26 (10:13 unterlag. Der Erste und der Zweite erreichen die Hauptrunde. (Florian Vetter, 10.1.2020)

Ergebnis des ersten Vorrundenspiels bei der EM in Österreich, Schweden und Norwegen vom Freitag, Gruppe B:

Österreich – Tschechien 32:29 (13:14). Wr. Stadthalle, 8.500.
Tore: Bilyk 12, Bozovic 7, Weber, Posch, Frimmel je 3, Wagner und Santos je 2 bzw. Hrstka 6, Zdrahala 5

Nordmazedonien – Ukraine 26:25 (13:10)