Für Frauen ist ein Umfeld, das sie für einen Schwangerschaftsabbruch verurteil, ein Problem.

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Fünf Jahre nach einem Schwangerschaftsabbruch sind Frauen zu über 95 Prozent mit ihrer Entscheidung zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of California in San Francisco, die kürzlich veröffentlicht wurde. Während in den USA derzeit viele Bundesstaaten verpflichtende Wartezeiten und zusätzliche Beratungen mit dem Argument fordern, Frauen könnten nach einem Schwangerschaftsabbruch ihre Entscheidung bereuen, konnten die ForscherInnen keine Hinweise darauf finden. Im Gegenteil: Die befragten Frauen berichteten, dass sowohl ihre positiven als auch ihre negative Gefühle bezüglich ihres Schwangerschaftsabbruchs im Lauf der Zeit nachließen. Nach fünf Jahren hatten 84 Prozent im Rückblick auf diese Entscheidung positive Gefühle oder gar keine.

Trotz schwieriger Umstände

Daran ändern auch schwierige Begleitumstände kaum etwas. "Selbst wenn sie anfänglich Schwierigkeiten hatten, eine Entscheidung zu treffen, oder wenn sie der Meinung waren, dass ihr Umfeld eine Abtreibung nicht befürworten würde, zeigen unsere Untersuchungen, dass die überwiegende Mehrheit der Frauen weiterhin der Meinung ist, dass dies die richtige Entscheidung war", sagt Corinne Rocca, Erstautorin der Studie. "Dies entkräftet die Vorstellung, dass die meisten Frauen emotional unter einer Abtreibung leiden."

Die Studie basiert auf Erhebungen zu den gesundheitlichen und ökonomischen Folgen von Frauen, die in 21 Bundesstaaten einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen. 667 Teilnehmerinnen der Untersuchung hatten zu Beginn der Studie einen Abbruch. Die Frauen wurden eine Woche nach ihrer Inanspruchnahme und danach alle sechs Monate insgesamt elfmal befragt.

Verurteilendes soziales Umfeld

Während Frauen zwar kaum angaben, ihre Entscheidung bereut zu haben, war es für viele schwer, die Entscheidung zu treffen. Etwas mehr als die Hälfte gaben an, dass die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch sehr schwierig (27 Prozent) oder etwas schwierig (27 Prozent) gewesen sei. Der Rest (46 Prozent) bezeichnete das als nicht schwierig.

Etwa 70 Prozent sagten, dass sie von ihrem sozialen Umfeld stigmatisiert werden würden, wenn dieses wüsste, dass sie eine Abtreibung beantragt haben. 29 Prozent berichteten von einem niedrigen und 31 Prozent von einem hohen Grad an Stigmatisierung. Diejenigen Frauen, die mit ihrer Entscheidung kämpften oder sich stigmatisiert fühlten, waren kurz nach einem Schwangerschaftsabbruch eher traurig, schuldbewusst und wütend.

Mit der Zeit nahm die Zahl der Frauen, die über negative Gefühle in Zusammenhang mit dem Abbruch berichteten, deutlich ab – vor allem im ersten Jahr danach. Das galt auch für diejenigen, die anfänglich mit ihrer Entscheidung sehr zu kämpfen gehabt hatten. "Erleichterung" war die häufigste Emotion der Frauen, die am Ende der Studie und zu jedem anderen Zeitpunkt der Studie von allen Gruppen angegeben wurde. "Das zeigt, dass Frauen hinter ihrer Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch auch im Lauf der Zeit stehen", sagt Julia Steinberg, Assistenzprofessorin am Institut für Familienwissenschaften der University of Maryland, in einem begleitenden Kommentar zur Studie. "Diese Ergebnisse widerlegen eindeutig Behauptungen, dass es wahrscheinlich ist, dass Frauen einen Schwangerschaftsabbruch bedauern." (red, 13.1.2020)