Ein Meister seines Fachs, beispielsweise ein Installateur, kann sich diesen Titel künftig in offizielle Dokumente eintragen lassen.

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Wien – Die Intention, Klima- und Umweltschutz zu forcieren, ist mittlerweile in praktisch allen Bereichen der Wirtschaft angekommen. In der Sparte Handwerk und Gewerbe soll unter anderem versucht werden, die Gesellschaft vom Wegwerftrend zu mehr Nachhaltigkeit und Wiederverwertung zu bringen. "Wir erhoffen uns für kleine Reparaturen eine Mehrwertsteuersenkung von 20 auf zehn Prozent sowie zusätzliche Förderungen in dem Bereich", sagte die Spartenobfrau für Handwerk und Gewerbe der Wirtschaftskammer, Renate Scheichelbauer-Schuster, am Montag bei einer Pressekonferenz. Reparaturen anzubieten zahle sich verglichen mit dem Kauf neuer Produkte momentan nicht aus.

Die Branchenvertreterin spricht damit das Maßnahmenpaket Reparatur aus dem türkis-grünen Regierungsprogramm an. Darin werden "steuerliche Begünstigungen und finanzielle Anreize für kleine Reparaturdienstleistungen und den Verkauf reparierter Produkte" angekündigt. Die zweite große Chance für den Klimaschutz und gleichzeitige Stärkung für Betriebe ortet Scheichelbauer-Schuster im Ausbau der Photovoltaikanlagen. Das erklärte Ziel: Ausstattung einer Million Dächer mit PV-Anlagen und administrative Erleichterungen.

Meister mit Bachelor gleichstellen

Generell lobt Scheichelbauer-Schuster das Programm der neuen Regierung in allerhöchsten Tönen, Kritikpunkt findet sie keinen einzigen. Duale Ausbildung und die Stellung des Meisters – der im Regierungsprogramm mehrmals erwähnt wird – sollen künftig gestärkt werden. "Fachkräftemangel lässt sich nur durch die Aufwertung der Lehre bis hin zum Meister lösen", erklärte Scheichelbauer-Schuster.

Der Meistertitel soll künftig auch in offiziellen Dokumenten eingetragen werden können, heißt es im Programm ("eintragungsfähigen Titel für offizielle Dokumente schaffen"). Abgekürzt mit "Msr." könne der Titel Meister beziehungsweise Meisterin künftig dem Namen vorangestellt werden. Umgemünzt auf das Bildungssystem entspricht ein Meister etwa einem Bachelortitel.

Die "Qualifikation von Betrieben sichtbarer zu machen" kündigte Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte, als einen vom Regierungsprogramm unabhängigen Schritt an. Das staatliche Gütesiegel "Meisterbetrieb", "staatlich geprüft", das Baumeister-Logo oder "Betrieb mit Befähigungsnachweis" werden in Kooperation mit der "Kleinen Zeitung" auf der Plattform gutgemacht.at angeführt.

Rekordumsatz im Vorjahr

Die Wirtschaftskammer blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2019 zurück. Zwar fehlen die genauen Zahlen für das vierte Quartal noch, dennoch erwartet man, die "100-Milliarden-Euro-Umsatz-Schallmauer" zu durchbrechen. Die Stimmung in Handwerk und Gewerbe sei gut, auch die Ertragslage und Kapitalausstattung halte mit der guten Umsatzentwicklung mit, sagte Christina Enichlmair von der KMU-Forschung Austria.

Die globale Eintrübung der Konjunktur geht trotz großen Selbstbewusstseins auch am Handwerk und Gewerbe nicht vorbei. Bei den Erwartungen für das erste Quartal 2020 überwiegen die pessimistischen Einschätzungen, obwohl auch hier 68 Prozent mit keiner Veränderung rechnen. Weiters wollen die Betriebe den Personalstand leicht reduzieren. Für das zweite Quartal ist aber wieder mit den saisonal üblichen starken Steigerungen zu rechnen. (and, 13.1.2020)