Viele wollen keine Postkastenwerbung – und bekommen sie trotzdem.

Foto: imago/blickwinkel/Bernd Leitner

Die Rechnung ist eigentlich relativ einfach: Menschen sind faul und tragen sich nicht gerne aktiv in irgendwelche Listen ein – oder von solchen aus. Das ist wohl einer der Hauptgründe dafür, warum die Zahl der Organspenderinnen in Österreich höher ist als in Deutschland, wo man sich aktiv einen Organspenderausweis zulegen muss, wohingegen in Österreich jeder theoretisch als Spender infrage kommt, solange man sich nicht dagegen ausspricht. Das gleiche Prinzip ist auf viele Lebensbereiche umzulegen, und so lässt sich oft mit einer kleinen Gesetzesänderung ein großer, nachhaltiger Unterschied erzielen.

Seit zwei Jahren müssen die Bewohnerinnen und Bewohner Amsterdams per Sticker aktiv nach Briefkastenwerbung verlangen. Zuvor bestand nur die Möglichkeit – ähnlich wie in Österreich –, diese per Sticker abzulehnen. Obwohl eine überwiegende Mehrheit der Stadtbevölkerung gegen die Papierflyer und Sonderangebote war, holten sich viele Werbungsgegner dennoch keine Antiwerbungssticker. Nach Einführung des Opt-in-Verfahrens sank der Papiermüll um ganze 6.000 Tonnen jährlich, wie die Stadtführung bekanntgab. Mehr als 700 Fahrten der Müllabfuhr lassen sich so einsparen.

Vorbildwirkung für andere Städte?

Der einfache Schritt hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen könnte auch andere Städte und Länder zu ähnlichen Maßnahmen bewegen, wenngleich eine entsprechende Petition auf der Website des Deutschen Bundestages mit rund 15.000 Stimmen das erforderliche 50.000er-Quorum zunächst deutlich verfehlte. Im Antrag hieß es: "Obwohl die absolute Mehrheit der Bevölkerung Werbepost im Briefkasten ablehnt, werden jährlich circa 1,2 Milliarden Kilogramm davon verteilt. Das ist eine unglaubliche Verschwendung von Ressourcen, eine Belastung für unser Entsorgungssystem und eine große Belästigung für BürgerInnen."

Entsprechende Umfragen hätten gezeigt, dass zwar 17 Prozent der Bevölkerung die Werbung gerne erhalten würden, mehr als 22 Millionen Haushalte die Werbepost aber gegen ihren Willen erhalten. (faso, 14.1.2020)