Die letzten Motoren aus der Ära GM werden noch gebaut, dann wird im Wiener Werk abgebaut.

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Für die seit 2017 unter dem Dach des französischen PSA-Konzerns fahrenden Opelaner bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen. Der 2018 vom neuen Eigentümer eingeleitete Arbeitsplatzabbau geht weiter. Jetzt wackeln beim Rüsselsheimer Autokonzern an die 4100 Arbeitsplätze – zusätzlich zu den bereits vor zwei Jahren angekündigten rund 7000 Stellen, berichtete das Handelsblatt am Dienstag unter Berufung auf Unternehmens- und Gewerkschaftskreise.

Vom Abwärtssog erfasst ist längst auch das Wiener Opel-Werk, wo seit 38 Jahren Motoren und Getriebe gebaut werden. Die Motorenfertigung für den früheren Eigentümer General Motors läuft aus und wird, wie Anfang 2018 angekündigt, heruntergefahren. Von den etwas mehr als tausend Arbeitsplätzen in Wien-Aspern bleiben dann vermutlich nur mehr an die 600 in der Getriebefertigung. 270 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Deshalb habe man eigens ja einen umfangreichen Sozialplan mit Vorruhestandsmodellen ausverhandelt, gibt sich die Vorsitzende des Arbeiter-Betriebsrats, Renate Blauensteiner, desillusioniert.

"Wir wissen seit Jahren, dass der Motor ausläuft. Das war bereits unter der Führung von GM klar." Wien-Aspern brauche ein neues, zusätzliches Produkt in der Fertigung, sagte sie mit Verweis auf die auslaufende Motorenproduktion für die Opel-Kleinwagenmodelle Mokka und Corsa. Selbiges ist seit der Übernahme von Opel durch Peugeot-PSA freilich unwahrscheinlicher geworden. Unter französischer Führung käme auch noch die Getriebefertigung weiter unter Druck, heißt es in der Branche, zumal sich Peugeot-Chef Carlos Tavares als "Kostenkiller" einen Namen machte. Ihm gelang, wovon GM träumte: Opel in der Gewinnzone.

Fusion verschärft Situation

Verschärft wird die Situation durch den vor wenigen Wochen paktierten Zusammenschluss von PSA mit FCA, also Fiat-Chrysler zum viertgrößten Autobauer der Welt. Die dadurch entstehenden Überkapazitäten in Europa werden nicht nur die Opel-Standorte weiter unter Druck bringen, sondern insbesondere die Fiat-Werke. Den Rest erledigt die Dekarbonisierung der Automobilwirtschaft, besser bekannt als Umstieg auf Elektroautos. Heuer rollt der erste Corsa mit Elektroantrieb vom Band, der braucht wesentliche Komponenten wie Getriebe nicht.

Im Umbruch steckt die gesamte Branche auch wegen der schärferen CO2-Vorgaben. Branchenweit rechnen Experten mit dem Wegfall von zehntausenden Jobs.

Bei Opel in Deutschland setzt man beim Personalabbau vorderhand noch auf freiwillige Abgänge durch Altersteilzeit, Frühverrentung und Abfindungen. Zur Sicherung der Opel-Standorte in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern vereinbarten Management und Betriebsrat ein Eckpunktepapier, in dem der Personalabbau zunächst auf rund 2100 Stellen begrenzt wird.

Jahrgänge bis 1963

Adressiert werden damit Jahrgänge bis 1963, im Gegenzug werde der Kündigungsschutz für die verbleibenden Beschäftigten von 2023 bis 2025 verlängert. In zwei weiteren Schritten könnten später je rund tausend weitere Stellen wegfallen. Die Jobgarantie für die verbleibende Belegschaft solle dann bis 2027 beziehungsweise 2029 verlängert werden, hieß es aus dem Unternehmen weiter.

Laut Betriebsrat hat sich Opel verpflichtet, für die Altersteilzeit auch über die Jahrgänge 1964 und 1965 zu verhandeln. Beschlossen wurde zudem, künftig alle Varianten des Kompaktwagens Astra einschließlich Hybrid-Versionen im Stammwerk in Rüsselsheim zu bauen. Dort gilt seit Oktober Kurzarbeit. Der Verkauf des Insignia schwächelt, und die Produktion des neuen Astra läuft erst 2021 an. (Luise Ungerboeck, 15.1.2020)