Heinz-Christian Strache war bei Veröffentlichung des Ibiza-Videos Vizekanzler und FPÖ-Chef. Johann Gudenus war Klubchef der Freiheitlichen. Beide traten nach den Enthüllungen von ihren politischen Ämtern zurück.

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Wien – Im November 2019 ist es in einer Wiener Wohnung des Detektivs H. zu einer Hausdurchsuchung gekommen. H. ist jener Verdächtige, der auch im berüchtigten Ibiza-Video als Vertrauter der vermeintlichen Oligarchennichte zu sehen ist. Der Detektiv gilt neben dem Wiener Anwalt M. als Drahtzieher der Videofalle auf der Baleareninsel.

"Österreich" und "Fass ohne Boden" zitierten am Dienstag aus Amtsvermerken des eigentlich als Verschlussakt geführten Falles. Demnach wurde in der Wohnung von H. ein Aschenbecher mit der Aufschrift "I love Ibiza" sowie eine Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil" vom 31. Juli 2017 – also vor der Nationalratswahl 2017 – vorgefunden.

Offen bleibt, weshalb die Razzia erst am 19. November 2019, also rund sechs Monate nach Veröffentlichung der Ibiza-Videos, durchgeführt wurde. Schon im August gab es Hausdurchsuchungen im Büro und der Wohnung von Anwalt M. Anders als H. hat M. seine Mitwirkung am Ibiza-Video bereits früh öffentlich eingestanden.

Im Rahmen der Durchsuchung der Wohnung von H. wurde von den Beamten auch ein Portier befragt. Dieser gab laut Aktenvermerk an, dass er H. seit langer Zeit nicht mehr gesehen habe. Ein Kollege habe aber drei bis vier Wochen vor der Hausdurchsuchung ein Pärchen wahrgenommen, das Gegenstände "aus der Wohnung getragen" habe. Die weibliche Person soll nach Erkenntnissen der Ermittler die Ex-Freundin H.s gewesen sein. Die Ermittler nehmen an, dass es sich bei einem weggetragenen Gegenstand auch um einen PC gehandelt haben könnte, der zuvor in der Wohnung stand.

Zweite Razzia bei "Tontechniker"

Die Plattform "Fass ohne Boden" berichtete am Dienstag zudem von einer zweiten Razzia im November 2019, die bei einem Bekannten von Detektiv H. in Wien durchgeführt wurde. Dieser soll "bei der Nachvertonung eines Tonmitschnitts" geholfen haben. Bei diesem Mann sollen "diverse Dokumente und technische Utensilien des Ibiza-Detektivs" beschlagnahmt worden sein – darunter ein Stand-PC, Festplatten, USB-Sticks, Mobiltelefone, CDs und ein slowenischer Personalausweis sowie ein Führerschein einer weiblichen Person.

Bei der Staatsanwaltschaft Wien konnten die durchgeführten Razzien vorerst nicht bestätigt werden. (red, 14.1.2020)