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Partystimmung bei den Klimaaktivisten nach dem Freispruch.

Foto: AP/Valentin Flauraud

Ein Schweizer Gericht hat zwölf junge Klimaaktivisten freigesprochen, die eine Bankfiliale der Großbank Credit Suisse besetzt hatten, um gegen klimaschädliche Geschäfte der Bank zu demonstrieren.

Im November 2018 besetzten die Klimaaktivisten während anderthalb Stunden die Schalterhalle einer Credit-Suisse-Filiale in Lausanne und spielten Tennis. Damit nahmen sie neben der Bank auch deren "Markenbotschafter" Roger Federer ins Visier: Der Tennisstar wirbt seit Jahren für die Credit Suisse.

Gegen fossile Energie

Die Gruppe "Lausanne Action Climat" wirft der Großbank ihr Engagement im Bereich der fossilen Energien vor. Seit 2016 habe das Institut 57 Milliarden Dollar in Unternehmen investiert, die Öl, Gas und Kohle abbauten oder verwerteten, und sie habe mit Krediten von acht Milliarden Dollar Projekte zur Erschließung und Nutzung fossiler Energien finanziert. Damit zähle die Bank zu den drei wichtigsten Finanzierern fossiler Energien in Europa.

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Die Credit Suisse bekommt regelmäßig die Proteste von Umweltschützern zu spüren.
Foto: AP/Ennio Leanza

Die Aktivisten wurden des Hausfriedensbruchs angeklagt. Doch der Gerichtspräsident von Renens befand am Montagabend, dass die jungen Angeklagten aus Gründen eines "rechtfertigenden Notstandes" gehandelt hätten. Ihr Vorgehen sei angesichts der Klimakatastrophe "notwendig und angemessen" gewesen sei; ihre Aktion habe darauf abgezielt, "die Bank zu einer Reaktion zu bewegen, und sei der einzige Weg gewesen, um die notwendige Aufmerksamkeit von den Medien und der Öffentlichkeit zu erhalten", begründete der Gerichtspräsident sein Urteil weiter.

Großes Aufsehen

Das Urteil hat für großes Aufsehen in den Schweizer Medien gesorgt. Die "Neue Zürcker Zeitung" kommentierte in der Tennis-Sprache, "der erste Satz der Klimajugend gegen Credit Suisse endete mit einem diskussionslosen 6:0". Es sei das erste Mal, dass in der Schweiz eine solche Aktion des zivilen Ungehorsams juristisch gerechtfertigt worden sei.

Die Bank nimmt auf Anfrage des STANDARD nicht Stellung zu dem Urteil und lässt offen, ob sie es anfechten will. Doch die Klimakrise ist auch für sie ein Thema. So kündigte sie erst im Dezember an, künftig "keine Art von Finanzierung mehr zu leisten, die zur Entwicklung neuer Kohlekraftwerke dient." Man sei sich der Verantwortung im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels bewusst.

Federer schweigt

Auch der Tennisstar Roger Federer hat das Urteil noch nicht kommentiert; vor ein paar Tagen aber teilte er in einem Statement in den sozialen Medien mit, er nehme die Auswirkungen und die Bedrohung durch den Klimawandel sehr ernst. Er habe "großen Respekt und Bewunderung für die Jugendklimabewegung. Ich bin den jungen Klimaaktivisten dankbar, dass sie uns alle dazu zwingen, unser Verhalten zu überprüfen und nach innovativen Lösungen zu suchen." (Klaus Bonanomi aus Bern, 14.1.2020)