Seidler beklagte, dass der Rahmen der Uni-Finanzierung nicht mehr mit den gesteckten Zielen zusammenpasse.

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Wien – Die Unis sorgen sich um jene Mittel, die sie für die Steigerung der Prüfungsaktivität ihrer Studierende erhalten. Bis Jahresende muss die Zahl der prüfungsaktiv betriebenen Studien um 3,6 Prozent anwachsen, sonst droht eine Budgetreduktion. Gleichzeitig sinke aber die Zahl der Studierende, so die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler, Dienstagabend beim uniko-Neujahrsempfang.

Als prüfungsaktiv betrieben gilt dabei ein Studium, wenn im Studienjahr Prüfungen im Ausmaß von 16 ECTS abgelegt wurden. Zum Vergleich: Die Studienpläne sind so konzipiert, dass mit 60 absolvierten ECTS pro Studienjahr das jeweilige Studium in Mindeststudienzeit abgeschlossen wird.

Mehr Absolventen im Gegenzug für mehr Professuren

Die Hochschulen stehen dabei vor einem Spagat: Im Gegenzug für rund 360 zusätzliche Professuren im Zuge der neuen Universitäts-Finanzierung müssen die Unis mehr Prüfungsaktive und Absolventen "liefern" – auf der anderen Seite werden die zusätzlichen Professuren aber erst nach und nach besetzt, gleichzeitig sank die Zahl der begonnenen Studien wie auch jene insgesamt in den letzten drei Jahren um sieben Prozent. Auch für heuer zeichnet sich wieder ein Rückgang ab. Die Unis müssen es daher schaffen, weniger Studierende zu mehr erfolgreich absolvierten Prüfungen bzw. Abschlüssen zu bringen.

"Demografische Entwicklungen lassen sich durch Novellen des Universitätsgesetzes nicht beeinflussen, auch wenn wir uns das wünschen würden", meinte Seidler. Die von der neuen Regierung geplante Reform des Studienrechts komme für die aktuelle Leistungsvereinbarungsperiode aber zu spät: "Rahmen und Ziele passen möglicherweise nicht mehr zusammen."

Die neue Uni-Finanzierung befinde sich derzeit noch in einer Pilotphase, so Seidler: "Das bedeutet aber auch, was dringlich ansteht, ist die Überprüfung des aktuellen Finanzierungssystems in Richtung Zielerreichung, Praktikabilität und Auswirkungen." Die Zeit dazu dränge: Das neue Uni-Budget für die Jahre 2022 bis 2024 müsse laut Gesetz bis 31. Oktober stehen. Gleichzeitig liege das Datenmaterial für die Erfüllung der Ziele der Unis für das heurige Jahr aber erst mit 31. Dezember vor.

Faßmann: Demografische Entwicklungen werden berücksichtigt

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ging in seiner Rede auf das Thema nicht näher ein. In einem anderen Zusammenhang machte er aber deutlich, dass demografische Entwicklungen durchaus Berücksichtigungen finden – nämlich bei seiner Argumentation, warum der Ausbauplan für die Fachhochschulen (FH) hinter den quantitativen Erwartungen der FH und der Wirtschaft zurückgeblieben sei.

Er bitte um Beachtung der "demografischen Argumentation". Laut Prognose der Statistik Austria werde sowohl die Zahl der 20- bis 24-Jährigen als auch jene der 25- bis 29-Jährigen bis 2030 sinken. "Die generelle Wachstumsargumentation möchte ich daher in Frage stellen", so Faßmann. "Sie erscheint nicht mehr zeitgemäß." Daher habe man im Regierungsprogramm nicht den Ausbau der FH-Plätze an die erste Stelle gesetzt, sondern die Erhöhung der Fördersätze. Wenn es bestimmte Teilbereiche gebe, wo zusätzliche Plätze nötig erscheinen, könne man darüber aber noch reden.

Forschungsrahmengesetz soll korrigiert werden

Einsetzen will sich Faßmann für eine Korrektur des von der Übergangsregierung auf den Weg gebrachten Forschungsrahmengesetzes. Dessen Entwurf enthält keinen Finanzierungspfad. "Das Forschungsrahmengesetz muss wieder ein Forschungsfinanzierungsgesetz werden", so der Minister. Dieser Punkt sei im Regierungsprogramm verankert – gleiches gelte für eine Exzellenzinitiative.

Für Seidler wiederum reicht diese nicht. Die nun entstehenden 360 zusätzlichen Professuren bedeuteten zusätzliche Förderanträge an den Wissenschaftsfonds FWF. "Eine Stärkung der Grundlagenforschung durch die Exzellenzinitiative wird daher nicht ausreichen." Nötig sei auch eine Erhöhung der FWF-Basisabgeltung. (APA, 15.1.2020)