Ganz ungelegen wird der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie, Leonore Gewessler von den Grünen, der Ministerrat am Mittwoch vielleicht gar nicht gekommen sein. Auch wenn oder weil er sie davon abhielt, die Vienna Autoshow, die bis Samstag in der Messe Wien stattfindet, zu eröffnen. Dafür wird sie am Abend erwartet, um der E-Mobility-Area die Aufwartung zu machen.

Peter Laimer, Direktion Statistik Austria, Klaus Edelsbrunner, Obmann Fahrzeughandel WKO, Andreas Ottenschläger, Verkehrssprecher ÖVP, Günther Kerle, Vorsitzender der österreichischen Automobilimporteure, Benedikt Binder-Krieglstein, CEO Reed Exhibitions, am Preview-Tag der Vienna Autoshow. Nicht im Bild: Leonore Gewessler, Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie.
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3.500 Quadratmeter der Vienna Autoshow widmen sich heuer allein der E-Mobilität. Und während sich Leonore Gewessler dem Ministerrat widmete, durfte ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger die Regierung bei der Eröffnung der Vienna Autoshow vertreten.

Wenig überraschend nutzte er die Gelegenheit, um die Verkehrsziele der neuen Regierung, dem Anlass angemessen, vorzustellen. Selbstverständlich war die Rede von klaren Zielen, Rahmenbedingungen und Wertschöpfung. Erstere betrafen den Plan, "Ökonomie und Ökologie im Einklang weiterzuentwickeln", Zweite möchten geschaffen werden "für die Herausforderungen der Auto- und Autozulieferindustrie", damit Dritte samt "Arbeitsplätzen, Forschung und Entwicklung in Österreich erhalten bleibt".

NoVA, WLTP und Regierung

Unterm Strich heißt das, es passiert etwas, und es wird auch Geld kosten. Es ist sogar schon viel passiert, und es kostet auch schon Geld, vermittelt Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure: "Unser Alleinstellungsmerkmal innerhalb Europas ist nach wie vor die Normverbrauchsabgabe (NoVA), und die sorgt immer wieder für Verunsicherung bei den Kunden."

In der Halle D präsentiert sich allein der Volkswagen-Konzern mit seinen Marken, die E-Mobility-Area befindet sich in Halle C.
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Gemeinsam mit dem neuen Testzyklus nach WLTP und der Regierungskrise sieht er hier die Verantwortlichen dafür, dass der heimische Automarkt um 11.705 Fahrzeuge zurückgegangen ist. "Dies ist umso schmerzlicher, als in Europa und auch bei unseren deutschen Nachbarn der Markt um rund fünf Prozent gewachsen ist", sagt Kerle. Dabei hat die "Fahrzeugindustrie bereits auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert". Doch sei für die Vielzahl der E-Autos, die von der europäischen Politik gefordert werden, die Infrastruktur noch nicht ausreichend ausgebaut.

Mehr Alternative, weniger Benziner und Diesel

Trotzdem stieg die Zahl neu zugelassener Pkws mit alternativen Antrieben deutlich – nämlich um 56,8 Prozent, wie Peter Laimer von der Statistik Austria erklärt, während die Gesamtzahl der Pkw-Neuzulassungen zum zweiten Mal in Folge zurückging, 2019 um 3,4 Prozent.

Bei reinen Elektroautos gab es einen Zuwachs von 36,8 Prozent – wobei die meisten dieser Fahrzeuge in Wien zugelassen wurden. Gleichzeitig ist der Anteil der privat zugelassenen E-Autos von 19,9 auf 19,1 Prozent gesunken, die Gesamtzahl der Neuzulassungen von E-Autos machte mit 9.242 Stück nur 2,8 Prozent des gesamten Pkw-Markts mit 323.363 Stück aus. Absoluter Spitzenreiter bei den E-Auto-Käufen ist Norwegen mit fast 45 Prozent. Österreich nimmt in diesem Ranking von Jänner bis September 2019 immerhin Platz sieben ein.

Die Stimmung auf der Messe ist sehr gut, und der Besucherandrang dürfte abermals riesig sein.
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2019 verkaufte in Österreich Tesla mit 2.966 Stück die meisten E-Autos. Danach kommen Hyundai und BMW. Ganz anders ist das Bild des Gesamtmarkts. Da dominiert Volkswagen mit 52.646 neu zugelassenen Pkws (minus 7,5 Prozent) vor Škoda und Seat mit 27.284 (plus 7,3) und 19.750 (plus 5,7).

Während die alternativen Antriebe kräftig zulegten, fiel der Dieselanteil um fast zehn Prozent auf 126.311 Neuanmeldungen, jener der Benziner um vier Prozent auf 176.706. Spannend ist vor diesem Hintergrund, dass die stärksten Zuwächse in der Statistik bei Diesel-Hybriden verzeichnet wurden. Sie legten um fast 300 Prozent zu – allein, die 4.157 Stück sind im Vergleich zu den Benzin-Hybriden wenig. Diese kommen auf 12.348, legten um 47,8 Prozent zu und machen fast 47 Prozent aller alternativen Antriebe aus.

Der Anteil dieser alternativen Antriebe wird 2020 weiter steigen, da sind sich Leonore Gewessler und Günther Kerle wohl einig. Letzterer rechnet aber mit einem schwierigen Autojahr und fürchtet um Arbeitsplätze, während die Vienna Autoshow im Vorfeld mehr Karten verkauft hat als je zuvor. (Guido Gluschitsch, 15.1.2019)