Im Budget der Stadt Salzburg 2020 ist für eine Flutlichtanlage eines zweitklassigen Fußballvereins exakt doppelt so viel veranschlagt wie für Klimaschutzprojekte. Dieses groteske Beispiel findet sich naturgemäß nicht im Band Zwischenräume, der aus den Beiträgen zur zweiten Salzburger Fußballtagung im Jahr 2017 entstanden ist. Das Fallbeispiel Flutlichtanlage versus Klimaschutz könnte aber durchaus in einen möglichen Nachfolgeband passen, zeigt es doch, wie wichtig politische Entscheidungsträger das Massenphänomen Fußball nehmen.

Beleuchtet Leerstellen der Fußballforschung.
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Der Band Zwischenräume nähert sich diesem Verhältnis aus historischer, soziologischer und kommunikationswissenschaftlicher Sicht. Im Mittelpunkt stehen die Leerstellen der Fußballforschung. Dabei geht es um Ultragruppen als Männerbünde ebenso wie um die Homophobie im österreichischen Fußballvereinssport.

Die historischen Beiträge kreisen um Themen wie den jüdischen Fußball bis 1938, das Verhältnis zwischen faschistischer Heimwehr und dem Fußball, die nichterforschte Geschichte des Frauenfußballs oder die Überlebenden des KZs Ebensee, die nach der Befreiung noch einige Zeit im Ort das Leder getreten haben.

Macht und Marketing

Und was der Untertitel Macht, Ausgrenzung und Inklusion schon andeutet: Es geht auch um die Integrationswirkung des Fußballsports etwa bei der Geschichte der Salzburger Jugoliga. Und der Band widmet sich brisanten Fragen von Macht und Marketing wie im Beitrag der Markenassoziation bei Red Bull.

Für die fußballinteressierte Öffentlichkeit ist der Band eine gute Gelegenheit, einige Bereiche ihrer Leidenschaft kennenzulernen, die sonst kaum ausgelotet werden. Und die Nichtfußballer? Die können sich einlesen und werden staunen, wie politisch das Prinzip vom Runden, das ins Eckige muss, sein kann. (Thomas Neuhold, 16.1.2020)