Über den Linken Fernerkogel sollen Pitztal und Ötztal für Wintersportler verbunden werden.

Foto: WWF/Vincent Sufiyan

Pitztal/Ötztal – Die für kommende Woche anberaumte mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zum umstrittenen geplanten Zusammenschluss der Pitztaler- und Ötztaler Gletscherskigebiete in Tirol wird vertagt. Dies geschehe auf Ersuchen der Pitztaler und Ötztaler Gletscherbahnen, teilte das Land am Donnerstag mit. Gegen das Projekt gibt es seit Monaten heftigen Widerstand, etwa von Umweltschutzorganisationen.

Gründe für die Vertagung seien "weitere notwendige Erhebungen vor Ort – auch im schneefreien Zustand – vonseiten des Betreibers, um Darstellungen in der notwendigen Genauigkeit und Nachvollziehbarkeit zu erbringen", hieß es. Dies betreffe einige Bereiche wie beispielsweise das Landschaftsbild, die gemeinsam mit FachplanerInnen vertieft überarbeitet werden sollen. "Ergebnisse der Überarbeitungen samt zielführender Maßnahmen sollen in eine angemessene und ganzheitliche Projektbeurteilung miteinfließen können", erklärte das Land die Intention der Projektbetreiber. Nach dem Einreichen weiterer Unterlagen vonseiten des Betreibers an die zuständige Behörde könne über einen neuen Termin für eine mündliche UVP-Verhandlung befunden werden – unter Berücksichtigung einer "angemessenen Vorbereitungszeit sowohl für die Verfahrensparteien als auch für die Behörde".

Alpenvereine sehen Projekt auf der Kippe

Der Österreichische und Deutsche Alpenverein sehen das Projekt mit der Vertagung offenbar auf der Kippe. Das gesamte Vorhaben sei damit infrage gestellt, erklärte Josef Klenner, Präsident des Deutschen Alpenvereins. Es sei somit nicht nur mit einer "massiven Verzögerung" zu rechnen, so Klenner. Erfreut zeigte sich auch ÖAV-Präsident Andreas Ermacora. "Wir begrüßen diesen Schritt und sehen uns in unseren Argumenten bestätigt. Gletscherlandschaften sind hochsensible nicht regenerierbare Lebensräume, die besonderem Schutz bedürfen." Die Alpenvereine gingen davon aus, dass die angekündigten weiteren Erhebungen an Ort und Stelle zeigen werden, dass aufgrund des fortschreitenden Gletscherrückganges derartige Projekte "nicht zukunftsfähig" sind.

Der WWF sah indes einen "UVP-Rückzieher" und nahm die neue Entwicklung zum Anlass, einmal mehr einen vollständigen Stopp des Projekts zu fordern. "Anstatt ein völlig überdimensioniertes Projekt mit immer neuen Winkelzügen durchzuboxen, sollten Politik und Betreiber endlich die Notbremse ziehen", verlangte WWF-Landschaftsökologe Josef Schrank.

Breiter Widerstand

Der Zusammenschluss der beiden Gletscherskigebiete hatte in den vergangenen Wochen für Aufregung gesorgt. Eine Online-Petition, die sich gegen das Projekt ausspricht, zählte rund 156.000 Unterschriften. Eine Allianz bestehend aus WWF, Alpenverein und Naturfreunde wehrte sich ebenfalls gegen die Fusion. In einer von der "Tiroler Tageszeitung" in Auftrag gegebenen Umfrage sprachen sich zudem 70 Prozent der befragten Tiroler gegen das Projekt aus.

Die Projektbewerber dagegen sahen eine gezielte Verbreitung von Falschinformationen über das Projekt seitens der Gegner. Eine Plattform, bestehend aus Pitztaler Jungunternehmern, sprach sich ebenso für die "Gletscherehe" aus. (APA, 16.1.20120)