Die WHO sorgt sich um die Ausbreitung resistenter Krankenhauskeime.

Foto: APA/AFP/WILLIAM WEST

Die Entwicklung neuer wirksamer Antibiotika verläuft nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedrohlich langsam. Zurückgehende Investitionen und ein Mangel an echten Innovationen würden die Bemühungen zur Bekämpfung multiresistenter Infektionen untergraben, heißt es von der WHO unter Berufung auf zwei neue Berichte.

Demnach würden derzeit 60 antibiotische Mittel – 50 Antibiotika und zehn Biopharmazeutika – an Menschen erprobt. Diese bringen gegenüber bestehenden Behandlungen aber wenig zusätzlichen Nutzen. Zudem zielten nur wenige auf die wichtigsten resistenten Bakterien ab. "Nie zuvor war die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen unmittelbarer und die Notwendigkeit von Lösungen dringender", sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

In zehn Jahren

Zudem werde Forschung und Entwicklung für Antibiotika in erster Linie von kleinen oder mittleren Unternehmen vorangetrieben, während große Konzerne das Feld verließen, so die WHO weiter. Der Blick auf die Situation bei Wirkstoffen, die sich noch in einer früheren Entwicklungsphase befinden, stimme etwas optimistischer. Dort gebe es 252 Mittel, die auf die größten von der WHO definierten Problemfelder abzielten. Erste Medikamente dieser Generation kämen aber wohl frühestens in zehn Jahren auf den Markt.

Resistenzen können sich entwickeln, wenn bei einem Antibiotikaeinsatz einige Bakterien überleben. Diese resistenten Bakterien können sich vermehren. Besonders besorgniserregend ist laut WHO die Ausbreitung von Keimen wie Acinetobacter, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, die oft in Krankenhäusern zirkulieren. Sie könnten Lungenentzündung, Blutvergiftung und Wundinfektionen verursachen. (APA, 20.1.2020)