Ayatollah Ali Khamenei rückte zur Freitagspredigt aus.

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Da musste zum ersten Mal seit Jahren der oberste geistliche und politische Führer des Iran, Ali Khamenei, zur Freitagspredigt ausrücken: Seine Mission war es zu verhindern, dass vom iranischen Schlagabtausch mit dem großen Satan USA als kollektive Erinnerung nicht der "Märtyrer" General Ghassem Soleimani, sondern die Gräber der versehentlich Abgeschossenen einer ukrainischen Passagiermaschine übrig bleiben.

Um die Basis des Regimes der Islamischen Republik, deren Breite und Solidität man nicht unterschätzen sollte, muss sich Khamenei jedoch wohl keine Sorgen machen: Da hat längst ein Solidarisierungseffekt mit den für den Abschuss verantwortlichen Revolutionsgarden eingesetzt. Als wären sie von der "Tragödie", wie sie Khamenei nannte, mehr betroffen als deren Opfer.

Erhöhter Druck

Aber da sind ja noch jene, die bei den jüngsten Protesten Plakate mit Soleimanis Bild von den Mauern rissen und den Tod des Diktators forderten. Ihnen wurde die Botschaft nicht nur, etwas verhaltener, von Khamenei, sondern zuvor schon vom berüchtigten Freitagsimam in Mashhad, Ahmed Alamolhoda, überbracht: Wer sich weigere, über eine amerikanische oder israelische Flagge zu trampeln, gehöre als Agent vors Kriegsgericht. Die Paranoia eines Regimes, auf das der Druck täglich erhöht wird, werden vor allem die Iranerinnen und Iraner zu spüren bekommen, die sich nichts anderes als ein normales Leben wünschen. (Gudrun Harrer, 18.1.2020)