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John William navigiert die Philharmoniker durch seinen Soundtrackideen.

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Also, die Fangemeinde war beeindruckend. Stehend dargebrachte Jubelchöre schon beim ersten Auftritt: wie wenn Gott von irdischen Jüngern empfangen wird. Aber es stimmt ja auch: Lieb ist der herzensgute John Williams auf jeden Fall, und ein Gott der Filmmusik ist er auch. Weit mehr als ein halbes Jahrhundert ergötzt er mit seiner Schöpferkraft, speziell die Werke der Herren Spielberg und Lucas wurden davon animiert. Im Musikverein brachte der 87-Jährige Teile seines Œuvres mit den Wiener Philharmonikern und Anne-Sophie Mutter dar.

Es ist eine späte, aber umso innigere Liebe, die zwischen der Geigerin und dem Komponisten erblüht ist. Nur zögernd gab Williams Mutters Werben nach und arrangierte einige seiner Nummern für sie um; die regelmäßige transatlantische Zusendung von Lebkuchen soll eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

Sichtlich gerührt

Im kornblumenblauen Kleid zu weizenblondem Haar im Denver-Clan-Freestyle gab Mutter unter anderem virtuose Neudeutungen von Hedwigs Theme (aus Harry Potter) und den Devil’s Dance (aus Die Hexen von Eastwick) zum Besten, stimmungsvolle Kadenzen inklusive (nachzuhören auch auf Across The Stars). Den Höhepunkt stellte wohl das Thema aus Sydney Pollacks Verfilmung von Sabrina dar. Nicht nur das Publikum, auch die Interpretin selbst zeigte sich sichtlich gerührt.

Die Philharmoniker genossen den Ausflug in ein ungewohntes Genre sichtlich und hörbar. Wie ein Schlachtkreuzer der Imperialen Flotte durchmaßen sie den Kosmos der Schöpfungen von den avantgardistischen Excerpts aus Unheimliche Begegnung der dritten Art bis zum großartigen E.T. Zum Schluss kamen auch die zahlreichen Star Wars-Fanatiker voll auf ihre Kosten, der knapp dreistündige Gottesdienst endete hymnisch. Und nächstes Jahr bitte Ennio Morricone! (Stefan Ender, 20.1.2020)