Die Kansas City Chiefs mussten nicht weniger als 50 Jahre auf eine Super Bowl-Teilnahme warten. Nach dem 35:24 Sieg über die Tennessee Titans wurde die Finalteilnahme besiegelt. Patrick Mahomes und seine Mannschaft zeigten wie schon im Divisional-Final eine Woche zuvor einen langsamen Start und sahen sich schnell mit zehn Punkten in Rückstand. Macht aber nicht viel, die explosive Offensive der Chiefs legte anschließend richtig los und konnte sich mit drei Touchdowns in Folge die Pausenführung mit 21:17 holen.

Auch nach der Pause war Kansas City das Team, das den Ton angab. Mahomes (294 Yards, 23/35) warf drei Touchdowns, kam selbst in acht Läufen zu 53 Yards und einem weiteren Touchdown und zeigte sich abermals in bestechender Form. Punktgenaue Pässe auf seine Receiver, insbesondere Sammy Watkins (114 Yards, ein TD), sowie Tyreek Hill (67 Yards, zwei Scores), bildeten den Grundstein des Erfolgs. Beim aktuellen MVP sieht alles enorm einfach aus, läuft er heiß, ist er nicht zu stoppen. Dem Druck der Titans-Defense konnte er mit seinem Laufspiel entkommen.

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Apropos Laufspiel: Das zentrale Element der Titans-Offensive bildete in den vergangenen Spielen Runningback Derrick Henry. Nach Gala-Auftritten gegen New England und Baltimore sah es zunächst auch gegen Kansas City sehr gut aus, rasch fand er den Weg in die Endzone, in der ersten Halbzeit kam er auf 62 Yards und einen Touchdown bei 16 Carries. Durch die Dominanz der Chiefs auf offensiver Seite, wurde der Gameplan der Titans deutlich überdacht, Henry bekam den Ball in der zweiten Hälfte nur dreimal für einen Raumgewinn von sieben Yards. Generell hatte der Runningback – wie auch Quarterback Ryan Tannehill – mit der Defensive der Chiefs seine Probleme. Safety Tyrann Mathieu war überall zu finden (neun Tackles), Tanoh Kpassagnon auf zwei Sacks und zwei Tackles for Loss, Frank Clark auf einen Sack.

Tannehill (209 Yards, 21/31, zwei TDs) wiederum hatte einen starken Start, warf in den ersten drei Drives für 114 Yards und einen Touchdown auf Offensive Lineman Dennis Kelly und verhalf dem Team damit zu 17 Punkten. Dann geriet das Werk ins Stocken, 33 Yards aus für Drives stellten die magere Ausbeute dar. In der Garbage-Time kam er dann noch auf einen weiteren Touchdown, das Märchen der Titans sollte aber im Conference-Finale enden.

Kansas City und Patrick Mahomes waren die gesamte Saison schon eines der spektakulärsten Teams der Liga. Eine explosive Offensive mit Waffen, wohin das Auge blickt, gepaart mit einer dominanten Defensive kann nur eine Super Bowl-Teilnahme als Konsequenz haben. Head Coach Andy Reid steht zum zweiten Mal in seiner Karriere im Endspiel, vor 15 Jahren verlor er mit den Philadelphia Eagles gegen die New England Patriots. Das Offensiv-Mastermind will nun am 2. Februar seiner Karriere endlich die verdiente Krone aufsetzen und die Vince Lombardi-Trophy gewinnen.

San Francisco läuft nach Miami

Dominanz von der ersten Sekunde an zeigten die San Francisco 49ers beim 37:20 Sieg über die Green Bay Packers. Der Erfolg des Teams von Kyle Shanahan war in keinem Moment in Gefahr, der Gameplan perfekt umgesetzt und das Spiel auf allen Seiten dominiert.

Da musste Quarterback Jimmy Garoppolo gar nicht viel machen. Der Spielmacher warf das Ei magere acht Mal, brachte sechs Pässe bei seinen Mitspielern für 77 Yards an. Deebo Samuel (46 Yards) und Tight End George Kittle (19 Yards, ein Catch) waren im Passspiel nur ein kleiner Faktor für die 49ers. Viel mehr sorgten die beiden Spieler im Blocking-Game für große Löcher für die Runningbacks San Franciscos.

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So wenig Garoppolo passen musste, so häufig übergab er den Ball an seine Läufer. Raheem Mostert wurde ganze 29 Mal mit dem Ei gefüttert, sorgte mit 220 Yards und vier Touchdowns für Punkte, den Unterschied und schlussendlich den Sieg. Schon seit Monaten beißen sich gegnerische Teams am 27-Jährigen die Zähne aus, die O-Line und Fullback Kyle Juszczyk machen ihm das Leben fast schon zu einfach. 7.6 Yards pro Lauf für Mostert. Tevin Coleman musste mit einer Schulterverletzung aus dem Spiel, wodurch der Workload Mosterts noch größer wurde. Green Bays Defensive konnte nichts gegen den Lauf machen und musste sich eingestehen, dass gegen diese Offensive nichts zu machen ist.

Aber auch sonst hatten die Packers große Probleme: Aaron Rodgers warf für 326 Yards (31/39) und zwei Touchdowns – allerdings auch für zwei Interceptions. Aaron Jones kam auf 56 Rushing-Yards und einen Touchdown – allerdings auch einen Fumble. Ein fehlgeschlagener Snap zwischen Rodgers und seinem Center Corey Linsley kam zudem noch dazu. Fehler die man sich gegen eine der besten Defensiven der Liga nicht leisten darf. Auch wenn Rodgers nur dreimal gesacked wurde (Williams, Armstead, Bosa), der ständige Druck auf den ehemaligen MVP sorgte für Fehler im Packers-Offensivspiel und erzwang Fehler, die in weiterer Folge zu Ballverlusten führten.

49ers Cornerback Richard Sherman konnte das Spiel mit einer Interception für seine Mannschaft beenden. Der Cornerback wurde zum ersten Mal in dieser Saison mit einem tiefen Pass geschlagen (65 Yard Reception von Davante Adams), kam aber am Ende mit der Interception zu seinem Erfolg. Der 31-Jährige spielt eine herausragende Saison und ist einer der größten Faktoren, warum Gegner auch auf das Laufspiel setzen müssen. Green Bay konnte den Lauf nie etablieren und zog so auch den Kürzeren.

San Francisco steht damit zum ersten Mal seit 2012 im Endspiel. Kyle Shanahan und General Managaer John Lynch konnten binnen drei Jahren den Turnaround schaffen und eines der dominantesten Teams der Liga formen. Man darf auf ein Offensiv-Spektakel im Super Bowl hoffen, sowohl Shanahan als auch Reid werden sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Spiel, das sich die Fans auch verdient haben. (Martin Senfter, 20.1.2020)