In der kalten Jahreszeit macht sich die Sonne rar, etwa 2,5 Prozent der Österreicher plagt dann der Winterblues.

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Winter heißt wenig Sonne, dunkle und trübe Tage. Das schlägt so manchen Menschen auf das Gemüt. So kommt die Herbst-Winter-Depression in nördlichen Ländern häufiger vor als in südlichen. Studien zufolge fühlen sich 2,5 Prozent der Bevölkerung in Österreich und der Schweiz jedes Jahr in den kalten Monaten freud- oder antriebslos und leicht depressiv. Häufig steigt auch der Heißhunger auf Kohlenhydrate, das Verlangen nach viel Bettruhe wird auch stärker. Im Frühling folgt dann das neue Erwachen, die Symptome verschwinden meist wieder vollständig.

Da die depressiven Episoden im Herbst und Winter einsetzen, wird ein Zusammenhang zwischen der Entstehung einer Herbst-Winter-Depression und dem Rückgang der Zahl der Sonnenstunden vermutet. Da nördlich des 40. Breitengrades im Winter die Vitamin-D-Synthese in der Haut durch die Sonne nicht ausreichend ist, kommt auch ein Vitamin-D-Mangel als mögliche Ursache für die Entwicklung von Herbst-Winter-Depression infrage.

Um gut durch den Winter zu kommen, werden Lichttherapie und Vitamin-D-Präparate propagiert. Doch wie wirksam und sicher sind diese beiden Behandlungsoptionen? Diese Frage stellten sich Wissenschafter des deutschen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), des Departments für Evidenzbasierte Medizin der Donau-Uni Krems und des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Health Technology Assessment (LBI-HTA).

Kurzfristiger Nutzen

Die Forscher werteten dazu 21 randomisierte kontrollierte Studien mit 1.441 Probanden aus, in denen die Wirksamkeit hinsichtlich des Verschwindens der Depression oder der Linderung der depressiven Symptome im Vergleich zu einem Antidepressivum, zu einer kognitiven Verhaltenstherapie oder einem Placebo untersucht wurde.

Das Ergebnis: Die Lichttherapie via Lichtlampen zeigte im Vergleich zu einem Placebo einen kurzfristigen Nutzen. Für am Kopf angebrachte Lichtvorrichtungen, sogenannte Head-Mounted Units, konnte hingegen kein Anhaltspunkt für die positive Wirkung festgestellt werden.

Im direkten Vergleich zum untersuchten Antidepressivum oder zu einer kognitiven Verhaltenstherapie konnte kein Hinweis auf einen größeren Nutzen der Lichttherapie mittels Lichtlampen gefunden werden. Die Forscher betonen allerdings, dass ein Antidepressivum während der Behandlung häufiger zu Nebenwirkungen führt als die Lichttherapie oder eine kognitive Verhaltenstherapie.

Mehrere Fragezeichen

Was die langfristige Auswirkung von Lichttherapie im Vergleich zu Placebo betrifft, lässt sich den Wissenschaftern zufolge kein klarer Schluss ziehen, da die patientenrelevanten Endpunkte nur am Ende der zwei- bis achtwöchigen Intervention erhoben wurden und keine weiteren Nachbeobachtungen erfolgten.

Zur Behandlung von Herbst-Winter-Depression mit Vitamin D wurde keine aussagekräftige Studie gefunden. "Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit einer Vitamin-D-Behandlung bei Herbst-Winter-Depression sind daher nicht möglich", resümieren die Studienautoren. (red, 28.1.2020)