Dominic Thiem bringt sich bei den Australian Open in Schwung.

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Die Erklärung von Nicolas Jarry.

Wien/Melbourne – Dominic Thiem legt seine Hand ins Feuer. Nie und nimmer hätte sein Kollege Nicolas Jarry in böser Absicht zu Dopingmitteln gegriffen. Dem Chilenen wurden vor den Australian Open die verbotenen Substanzen Ligandrol und Stanozolol im Urin nachgewiesen. "Er ist nicht der Spielertyp, dem Doping helfen würde. Ich weiß nicht, wann der die letzte Rallye über fünf Schläge gespielt hat", sagt der österreichische Tennisprofi in Melbourne über die Nummer 81 der Weltrangliste.

Eine Frage der Regeneration

David Müller, Leiter der Abteilung für Information und Prävention bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), kann dieser These wenig abgewinnen: "Bei Doping geht es nicht nur um die Performance im Wettkampf, sondern auch darum, wie gut ich nach einer intensiven Belastung regenerieren kann. Oder wie hart ich trainieren kann."

Jarry begründet seinen positiven Test mit der Einnahme von verunreinigten Multivitaminpräparaten. "Das ist möglich, allerdings gibt es eine Reihe an Maßnahmen, über die jeder Sportler eingehend geschult wird, um das Risiko weitgehend auszuschließen", sagt Müller. Für Nahrungsergänzungsmittel, dazu zählen Multivitaminpräparate, gebe es eine Vielzahl von getesteten Produkten.

Eine Frage der Sensitivität

Auch Robert Farah aus Kolumbien, Nummer eins im Doppel, geriet vor Melbourne unter Dopingverdacht, seine Probe enthielt Boldenon. Das anabole Steroid fördert den Muskelaufbau. Ist eine unabsichtliche Einnahme denkbar? "Ja, die Tests sind sehr sensitiv", sagt Müller, "die Analytik kann kleinste Dosierungen nachweisen."

Insofern versteht Müller Thiems Kritik ("Wir können nicht einmal in einem biologischen Geschäft einkaufen") am System: "Es ist für die Profis ein Aufwand, der aber alternativlos ist, sonst wäre das gedopte Schnitzel die Standardausrede. Probleme gibt es aber nicht bei der normalen Ernährung, sondern vor allem bei Nahrungsergänzungsmitteln."

Tennis gespielt wird in Melbourne auch. Thiem trifft in der Nacht auf Dienstag (zweites Match nach 1 Uhr MEZ in der Margaret Court Arena) auf den Franzosen Adrian Mannarino – mit Konzentration eine machbare Aufgabe. (Philip Bauer, 20.1.2020)