Am Land ist's ja doch am schönsten.

Foto: imago/photothek

Julia Klöckner ist deutsche Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft und Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz. Und offenbar großer Fan von Stock-Fotos. Mit solchen nämlich begann sie am Wochenende eine sogenannte "Dorfkinder"-Kampagne, mit der sie das "Leben am Land" stärken will, wie es vom Ministerium heißt. Der Spott kam prompt, gemeinsam mit dem Vorwurf, der Bund würde ländliche Regionen vernachlässigen.

Klöcker mag das Land. Und Käse.
Foto: APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ

Die Fotos der Datenbank Getty Images zeigen die idyllisch-romantische Version des Landlebens. Lächelnde Feuerwehrmänner sind da "zur Stelle, wenn man sie braucht", im neueröffneten Dorfladen wird "Leben in alte Mauern gebracht". "Dorfkinder haben den Dreh raus", so die Botschaft.

Nazis, schlechtes Netz und Alkohol

Dorf- und Stadtkinder konterten mit ihren eigenen Erfahrungen. "Dorfkinder ziehen in die Stadt, weil aufm Dorf niemand was gegen die Faschos macht, im Fußballverein und in der Feuerwehr nur gesoffen wird und schwul das beliebteste Schimpfwort ist", heißt es in den Antworten unter dem Tweet, oder auch: "Dorfkinder können diesen Tweet nicht abrufen, weil die Bundesregierung den Netzausbau verbockt hat."

Die Umweltaktivisten von Parents for Future teilten eine alte Aufnahme des Braunkohletagebaus am Hambacher Forst, einem symbolträchtigen Ort im Kampf gegen den Kohlestrom – mit den Worten: "Dorfkinder fragen sich, wo das Dorf hin ist." Bemängelt wird außerdem die kaum vorhandene Diversität der Menschen auf den Bildern. Sämtliche Kinder sind blond, viele Männer sind zu sehen.

Dass Klöckner mit der Kampagne eigentlich Aufmerksamkeit auf den 27. Dorfwettbewerb legen wollte, bei dem "tolle Ideen für ein attraktives Dorfleben ausgezeichnet" werden, fand kaum Beachtung. (red, 21.1.2020)