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Der ehemalige Chef der internationalen Polizeiorganisation Interpol, Meng Hongwei, ist am Dienstag in China zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Meng wurde vorgeworfen, Bestechungsgelder angenommen zu haben und in illegale Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein.

Meng war im September 2018 in Peking festgenommen worden. Damals war er vom Interpol-Sitz in Frankreich in seine Heimat gereist und dort "unter Aufsicht" genommen worden. Die Art und Weise, wie der chinesische Interpol-Chef plötzlich ohne vorherige Ankündigung aus dem Verkehr gezogen wurde, hatte international Kritik ausgelöst.

Prinzipien der Partei

Die Vorwürfe gegen Meng beziehen sich auf seine Position als Leiter der Marinepolizei und als stellvertretender Minister für öffentliche Sicherheit. Der einst mächtige chinesische Politiker soll laut einer parteiinternen Disziplinarkommission "seine Position und seine Macht zum persönlichen Vorteil missbraucht", staatliche Gelder für die Finanzierung des "extravaganten Lebensstils seiner Familie verschwendet" und die Prinzipien der Partei missachtet haben.

Der frühere Vizeminister habe vor Gericht "Reue gezeigt", hieß es im Juni 2019. Wie das Erste Mittlere Volksgericht in der Stadt Tianjin damals mitteilte, gestand Meng, dass er Bestechungsgelder und andere Wertgegenstände im Wert von 1,87 Millionen Euro angenommen habe.

Korruptionsvorwürfe

Neben Meng sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Funktionäre ins Visier der Antikorruptionskampagne von Präsident Xi Jinping geraten. Seit dessen Amtsantritt im November 2012 sind dutzende hochrangige Politiker, Militärs und Manager wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden.

Experten sahen in Mengs Festnahme einen Schlag für die Reputation Chinas. So galt Mengs Berufung an die Spitze von Interpol 2016 als Erfolg Pekings, sich mit seinem gewachsenen Gewicht auf der globalen Bühne durchzusetzen. Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen.

Interpol unterstützt von Lyon aus die Polizeiarbeit ihrer 194 Mitgliedsstaaten. Sie bietet einen Datenaustausch und technische Hilfen und erleichtert die internationale Fahndung nach Straftätern. (red, 21.1.2020)