Vergessen kann manchmal recht schnell gehen und scheinbar heilsam sein. Vor allem dann, wenn das Vergessen neben Schmerz auch Vorteile bringt. Vor zehn Jahren ist die damals 16-jährige Isa von Gems (stark: Henriette Confurius) spurlos verschwunden. Sie, Tochter der traditionsreichen Bierbrauerfamilie Von Gems, wurde zuletzt beim Schulfest gesehen. Danach fehlte von ihr jede Spur. Keine Lösegeldforderung, keine Leiche, keine Hinweise und auch sonst kein Lebenszeichen.

Zehn Jahre später steht Isa in der ZDF-Miniserie "Die verlorene Tochter" (am Montag in Doppelfolgen auf ZDF und in der ZDF-Mediathek) plötzlich wieder da, ohne Erinnerung aber mit starkem Willen zur Aufklärung. Sie will wissen, was damals geschehen ist, macht sich auf die Suche nach sich selbst und ihrer Vergangenheit. Und die hat es in sich.

Ihre Rückkehr ist so etwas wie ein Schock, Isas Suche nach der Wahrheit sorgt für große Unsicherheit, mit der jeder anders umgeht. Innerhalb der Familie Von Gems tun sich Gräben auf, erst nach und nach erfährt man, warum. Lange Verdrängtes kommt an die Oberfläche, nichts ist, wie es einmal war. Auch Isa ist heute eine andere als damals, als sie als koketter Teenager, dem alles in Lotheim zu eng wurde, nicht nur süß war, sondern auch verhängnisvolle Spielchen spielte.

Foto: ZDF

Doch nicht nur die Familie ist in Aufruhr, im ganzen Ort rumpelt es. Was ist damals wirklich passiert? Warum ist Isa wieder da? Woran kann sie sich erinnern? Und wer hatte mit ihrem Verschwinden zu tun? Wem kann man trauen? Wer hat was zu verbergen? Fragen über Fragen, die Puzzleteile werden in den sechs 50-minütigen Folgen geschickt nach und nach zusammengefügt.

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Ihre Mutter Sigrid von Gems (Claudia Michelsen) hat ein schlechtes Gewissen, sie wurde am Abend des Schulballs von Isa mit ihrer Affäre, dem Polizisten Peter Wolff (Götz Schubert, hier im Bild), erwischt. Der wiederum ist alkoholkrank, zerbricht beinahe an den gescheiterten Ermittlungen im Fall Isa.

Wolffs Sohn Robert war vor zehn Jahren mit Isa zusammen, jetzt ist er mit Jenny liiert. Sie war damals Isas beste Freundin und stand immer in deren Schatten. Am wenigsten erfreut über Isas Rückkehr ist ihr Bruder Philip (Rick Okon), er will die Brauerei an amerikanische Investoren verscherbeln, jetzt ist er nicht mehr Mehrheitseigentümer.

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Jedes Familienmitglied und auch viele Bewohner des Ortes hatten und haben eine spezielle Verbindung zu Isa, keinen lässt ihre Rückkehr kalt. Man erfährt immer mehr, was in dieser Nacht tatsächlich geschehen ist, die Aufklärung ist schmerzhaft. Für viele.

Autor Christian Jeltsch und Regisseur Kai Wessel entwerfen ein spannendes, düsteres Gewirr aus dunklen Geheimnissen und ein tragisches Bild einer Familie, der Etikette, Tradition und Reputation wichtiger sind als ein liebevolles Miteinander. (Astrid Ebenführer, 27.1.2020)

Hinweis

"Die verlorene Tochter": Doppelfolgen am Montag, Mittwoch und Donnerstag jeweils ab 20.15 Uhr im ZDF. Alle Folgen schon jetzt in der ZDF-Mediathek.

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