Jakarta – Beim Hochverratsprozess gegen sechs Aktivisten für die Unabhängigkeit Westpapuas werfen die Angeklagten der Justiz Rassismus vor.

Am Montag waren zwei der sechs Angeklagten in ihrer traditionellen Tracht erschienen. Diese besteht aus einem Federkopfschmuck und einem Koteka genannten Penisköcher. Auf dem Oberkörper und im Gesicht trugen die Männer eine traditionelle Körperbemalung und dazu das Wort "Monkey". Das Gericht forderte von den Angeklagten, Hosen anzuziehen, und verweigerte andernfalls eine Fortführung des Verfahrens.

Ambrosius Mulait (links) und Dano Anes Tabuni erschienen in traditioneller Tracht vor Gericht.
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Schon in der vergangenen Woche war der Prozess unterbrochen worden, weil der Richter darauf bestand, dass die Papuaner Hosen tragen müssten. Um vom Gericht nicht unbegrenzt inhaftiert zu werden, fügten sich Dano Anes Tabuni und Ambrosius Mulait am Montag nach mehrstündigen Debatten schließlich und zogen Hosen an.

Ambrosius Mulait erklärte, die traditionelle Tracht sei Teil seiner Identität: "Wir sind Opfer des Rassismus außerhalb des Gerichts, und nun sind wir auch vor dem Gericht Opfer des Rassismus."

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Hissen der Flagge als Hochverrat

Den sechs Angeklagten wird der Prozess gemacht, weil sie im August an einer Kundgebung vor dem Präsidentenpalast in Jakarta teilnahmen, bei der die Morgensternflagge Westpapuas gehisst wurde. Das Hissen des Unabhängigkeitssymbols der von Indonesien im Jahr 1963 besetzten Provinzen im Westteil der Insel Neuguinea ist nach indonesischem Recht illegal, den Angeklagten drohen langjährige Haftstrafen.

Seit dem vergangenen Sommer haben sich die Unruhen in Papua intensiviert, auch in anderen Gebieten Indonesiens kam es zu rassistischen Ausschreitungen gegen Papuaner. Die Einwohner Papuas werden in Indonesien oft als Affen beschimpft, weshalb sich die Aktivisten aus Protest "Monkey" auf den Körper malten.

Vor der Verhandlung beteten die sechs Angeklagten gemeinsam.
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Jahrzehntelange Besatzung

Indonesien ist in der Vergangenheit immer wieder gewaltsam gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Westpapuas vorgegangen. Immer wieder werden jahrelange Haftstrafen gegen Aktivisten verhängt. Die Papuaner fordern ein Referendum über die Unabhängigkeit. 1969 ließ die indonesische Regierung im sogenannten "Act of Free Choice" über die Zugehörigkeit zu Indonesien abstimmen. Dieses Referendum war eine Farce: 1.025 vom Militär ausgewählte Papuaner mussten abstimmen, das Ergebnis war wenig überraschend eine Zustimmung zur Besatzungsmacht.

Die sechs Angeklagten (von rechts): Dano Anes Tabuni, Ambrosius Mulait, Paulus Suryana Ginting, Arina Elopere, Charles Kossay und Isay Wenda.
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In den vergangenen Monaten erhöhte Indonesien kontinuierlich seine Truppenpräsenz in Westpapua. Der seit Jahrzehnten köchelnde Konflikt könnte in eine gewaltsame Eskalation münden.

Die Papuaner sind ethnisch Melanesier. Während der Rest Indonesiens überwiegend muslimisch ist, leben in Westpapua hauptsächlich Christen. (Michael Vosatka, 21.1.2020)

Die beiden Aktivisten wechselten ihre Penisköcher schließlich gegen Hosen.
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