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Taipeh/Wuhan – Die Gesundheitsbehörden in Taiwan haben erstmals eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus aus China gemeldet. Betroffen sei eine etwa 50-jährige Taiwanesin, die in der zentralchinesischen Stadt Wuhan gearbeitet habe und von dort zurück nach Taiwan geflogen sei. Laut der Mitteilung vom Dienstag wurde die Frau direkt nach ihrer Ankunft in ein Krankenhaus gebracht und unter Quarantäne gestellt.

Auf vielen Flughäfen, unter anderem in Kuala Lumpur, wird vor dem neuen Virus gewarnt.
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In Wuhan hatte die Infektionswelle im Dezember ihren Ursprung gehabt, noch immer werden die allermeisten Fälle dort erfasst. Zuvor waren bereits einzelne Nachweise aus Thailand, Japan und Südkorea gemeldet worden. Betroffen waren dabei stets Menschen, die zuvor in China waren. Dort breitete sich die Krankheit weiter aus, mittlerweile gibt es knapp 300 bestätigte Fälle. Experten schätzen die Zahl aber deutlich höher: In einer Studie der Hongkonger Universität ist am Dienstag von 1.343 Infektionen in Wuhan die Rede.

Nach Angaben des staatlichen chinesischen Fernsehens sind bisher sechs Menschen in Wuhan an dem Virus gestorben. Zu den Symptomen der Erkrankung gehören Fieber, Husten und Atemschwierigkeiten.

Herkunft noch nicht geklärt

Chinesische Gesundheitsbehörden suchen immer noch nach der Herkunft des Virus, dessen Ursprünge auf einen Fischmarkt in Wuhan – einer Provinzhauptstadt mit elf Millionen Einwohnern – zurückgeführt werden. Es wurde nach Einschätzung der WHO zunächst höchstwahrscheinlich von einem Tier auf einen Menschen übertragen. In engen Kontakten sei auch eine "begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch" aufgetreten.

Derzeit gibt es keinen Impfstoff gegen das neue Virus. Chinesische Behörden haben ihre Überwachungs- und Desinfektionsbemühungen im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfests Ende Jänner erhöht. Im Vorfeld setzen sich zig Millionen Chinesen in Bewegung, um zu den Feierlichkeiten ihre Familien zu besuchen. Flughäfen in den USA und in asiatischen Ländern – darunter Japan, Thailand, Singapur und Südkorea – verstärkten die Kontrollen von Passagieren aus Wuhan.

Viele schützen sich mit Atemmasken, denn eine "begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch" ist bereits aufgetreten.
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Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Auch in Australien werden Reisende kontrolliert. Es gibt drei Direktflüge in der Woche von Wuhan nach Sydney, jeder Flug soll von einem Expertenteam empfangen werden. In Brisbane wurde zudem ein Verdachtsfall untersucht: Dort ist ein Mann, der kürzlich seine Familie in Wuhan besucht hatte und Symptome zeigte, in seinem Haus abgeschirmt. Tests sollten klären, ob er mit dem neuartigen Virus infiziert ist.

Die WHO sandte Richtlinien an Krankenhäuser auf der ganzen Welt zur Infektionsprävention und -kontrolle. Die in Genf ansässige UN-Organisation berief für Mittwoch einen Notfallausschuss ein. Er soll prüfen, ob der Ausbruch einen internationalen Gesundheitsnotstand darstellt und welche Maßnahmen zu seiner Bewältigung ergriffen werden sollten. WHO-Sprecher Tarik Jasarevic sagte am Dienstag in Genf, er befürchte in den nächsten Tagen eine weitere Ausbreitung, womöglich auch in andere Länder. (Reuters, APA, red, 21.1.2020)