Was haben Kuba und Japan gemeinsam? Beide Staaten sind Inseln, das war es dann aber auch schon fast wieder mit den Gemeinsamkeiten. Sieht man sich jedoch die mittelfristige Prognose der Uno für die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 an, so sind die beiden Staaten die einzigen unter den Top 20 mit schrumpfender Bevölkerung, die nicht aus dem Süden und Osten Europas stammen.

Europa wird laut UN-Prognose insgesamt deutlich dünner bevölkert sein, soll es im Jahr 2050 statt 747,5 doch nur mehr 710,5 Millionen Europäerinnen und Europäer geben. Gäbe es keine Migration, würde die Bevölkerung Europas laut Berechnungen gar auf 679 Millionen schrumpfen.

Anzunehmen ist auch, dass der Bevölkerungszuwachs in den am schwächsten entwickelten Regionen der Welt am größten ist – auch dieser Trend soll sich laut den Zahlen aber ab Mitte des Jahrhunderts wieder abschwächen und die Bevölkerung schwächer als zuvor ansteigen. Dies liegt im historischen Trend, da Frauen in stärker entwickelten Regionen weniger Kinder bekommen. Wie auch in der Vergangenheit, gibt es für unvorhersehbare Migrationsbewegungen aufgrund von Konflikten, Naturkatastrophen oder sich verändern Lebensbedingungen durch den Klimawandel keine exakten Vorhersagen.

Sorge um Versorgung der Kinder

Der Bevölkerungsrückgang in den 20 am stärksten schrumpfenden Staaten hat teils unterschiedliche Gründe. Zum einen gibt es Staaten mit hoher Abwanderung, wie etwa die südosteuropäischen Staaten in Richtung der finanzkräftigeren und lohnstärkeren EU-Länder Zentral- und Westeuropas. Vor allem im Bereich der Pflege und bei Handwerksberufen verlassen viele Arbeitende ihr Heimatland.

Bei anderen schrumpfte die Geburtenrate deutlich unter die – für eine Aufrechterhaltung des Status quo benötigte – Rate von 2,1 Kindern pro Frau. So hat Italien derzeit etwa nur mehr eine Rate von 1,32 Geburten pro Frau. Laut einem Bericht der "Financial Times" liege das im Falle Italiens bei den Jungen vor allem an der unsicheren wirtschaftlichen Zukunft des Staates und der damit verbundenen Sorge, Kinder nicht adäquat versorgen zu können.

Wenige Kinder und seit Jahrzehnten kaum Immigration ist beispielsweise auch der Mix, der Japans Gesellschaft seit Jahren dramatisch überaltern lässt. Den prozentuell größten Verlust der Bevölkerung wird bis 2050 Bulgarien zu verzeichnen haben. Sofia versucht seit geraumer Zeit die wirtschaftlichen Möglichkeiten sowie Anreize zur Ausbildung im Land zu verbessern, um jungen Menschen verbesserte Möglichkeiten im Land zu bieten – bisher mit wenig Erfolg. Österreichs Bevölkerung dürfte laut UN-Schätzungen bis 2050 übrigens um 100.000 Personen leicht ansteigen.

Hier die Liste der Top-20-Staaten mit sinkender Bevölkerungszahl:


  • 20. Italiens Bevölkerung wird bis 2050 voraussichtlich von 60,5 Millionen Menschen um 10,1 Prozent auf 54,4 Millionen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger schrumpfen.


Italiens Bevölkerungsentwicklung der nächsten drei Jahrzehnte.
  • 19. Kuba: Die Bevölkerungszahl der Karibikinsel soll sich von 11,3 Millionen um rund 10,3 Prozent auf 10,2 Millionen Menschen verringern.

  • 18. Nordmazedoniens Bevölkerung wird sich von 2,1 Millionen auf 1,9 Millionen Menschen reduzieren. Das ist eine Verringerung von 10,9 Prozent.

  • 17. Portugal: Statt 10,2 Millionen sollen Mitte des Jahrhunderts nur mehr 9,1 Millionen Menschen dort leben, ein Einbruch um ebenfalls 10,9 Prozent.

  • 16. Georgien verliert rund 500.000 Staatsbürgerinnen und Staatsbürger und hat nur mehr 3,5 Millionen, ein Minus von 11,8 Prozent.

  • 15. Auch Polens Bevölkerung nimmt ab. Minus zwölf Prozent bedeuten einen Einbruch von 37,8 Millionen auf 33,3 Millionen.

  • 14. Ungarn: Minus 12,3 Prozent ergeben nur mehr 8,5 Millionen Menschen.

Ob das Kältebad am Neujahrstag einem langen Leben der Ungarn zugutekommt, wurde nicht erhoben.
Foto: EPA/Gyorgy Varga
  • 13. Besonders in den kleinen baltischen Staaten machen sich Bevölkerungsrückgänge prozentuell stark bemerkbar. 100.000 Personen weniger ergeben einen Rückgang von 12,7 Prozent. Estland hat dann nur mehr 1,2 Millionen Einwohner.

  • 12. Auch Griechenland hadert seit langem mit seiner niedrigen Geburtenrate: Die Bevölkerung wird von 10,4 Millionen auf neun Millionen sinken. Das entspricht einem Minus von 13,4 Prozent.

  • 11. Rumäniens Bevölkerung schrumpft um fast drei Millionen auf 16,3 Millionen Menschen. Ein Rückgang von 15,5 Prozent.

  • 10. Wie fast alle Balkanstaaten (für den Kosovo liegen aufgrund seiner Nichtmitgliedschaft bei den Vereinten Nationen keine UN-Zahlen vor) verliert auch Albanien an Bevölkerungsdichte: Ein Rückgang von 2,9 Millionen auf 2,4 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet ein Minus von 15,8 Prozent.

Die 117-jährige Kane Tanaka ist offiziell die älteste lebende Person der Welt.
Foto: APA/AFP/JIJI PRESS


9. 2050 werden in Japan um mehr als 20 Millionen weniger Menschen leben. Mit "nur" mehr 105,8 Millionen Menschen verbucht der Staat einen Rückgang um 16,3 Prozent.

  • 8. Die Republik Moldau verliert 16,7 Prozent seiner Bevölkerung. Statt vier Millionen werden es nur mehr 3,4 Millionen sein.

  • 7. Ein weiterer Balkanstaat, nämlich Kroatien, wird 18 Prozent seiner Bevölkerung verlieren und von 4,1 Millionen auf 3,4 Millionen schrumpfen.

  • 6. Auch Bosnien und Herzegowina wird von deutlich weniger Menschen bewohnt werden. Statt 3,3 Millionen werden es nur mehr 2,7 Millionen sein – ein Minus von 18,2 Prozent.

  • 5. Serbiens Bevölkerung schrumpft um 18,9 Prozent von 8,7 Millionen auf 7,1 Millionen.

  • 4. Die Ukraine verliert fast ein Fünftel seiner Bevölkerung. Statt 43,7 Millionen sollen es 2050 nur mehr 35,2 Millionen Menschen sein, was einem Minus von 19,5 Prozent entspricht.

  • 3. Der erste von zwei baltischen Staaten auf dem Stockerl ist Lettland mit einem Minus von 21,6 Prozent. Die Bevölkerung dürfte sich von 1,9 Millionen auf 1,5 Millionen verringern.

  • 2. Litauens Bevölkerung schrumpft um 22,1 Prozent von 2,7 auf 2,1 Millionen.


Bulgariens Bevölkerung schrumpft weltweit am stärksten.
Foto: APA/AFP/ARIS MESSINIS


1. An der Spitze der Wertung mit der am stärksten schrumpfenden Bevölkerung bis 2050 liegt das südosteuropäische Bulgarien, dessen Bevölkerung von 6,9 Millionen Menschen auf 5,4 Millionen Menschen um 22,5 Prozent einbrechen dürfte. (faso, 23.1.2020)

Der mittlerweile verstorbene Statistiker Hans Rosling erklärt anschaulich das globale Bevölkerungswachstum.
Karl Schlesinger