Die 63-jährige Richterin Ekaterini Sakellaropoulou wurde zur ersten Frau an der Spitze Griechenlands gewählt.

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Als echte Salonikerin hält Katerina Sakellaropoulou natürlich zum Sportklub Aris Thessaloniki, der nach dem griechischen Kriegsgott Ares benannt wurde, der wiederum für Mut steht. Und an Mut hat es Sakellaropoulou nie gefehlt.

Die heute 63-Jährige gehört sicherlich zu den progressiven Juristen des Landes und hat sich vor allem für Umweltthemen und die Rechte von Migranten und Minderheiten eingesetzt. Sie studierte in Athen und Paris Jus und wurde Mitte der 1980er-Jahre Mitglied des obersten Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshofs, in Griechenland Staatsrat genannt. 2018 wurde sie unter der Regierung der linken Syriza zur Gerichtspräsidentin ernannt.

Als Kandidatin für das Amt des Staatspräsidenten wurde sie aber nun vom konservativen Premier Kyriakos Mitsotakis vorgeschlagen. Er hätte auch einen konservativen Kandidaten durchsetzen können, mit seiner Entscheidung für Sakellaropoulou brachte er die oppositionelle Syriza jetzt aber unter Zugzwang. Denn wegen Sakellaropoulous politischer Ausrichtung war im Vorfeld bereits klar, dass auch die Linken und die Mitte-rechts-Partei Kinal sie unterstützen würden. Ein Grund für Mitsotakis Auswahl mag wohl auch gewesen sein, dass er bisher keineswegs für Geschlechtergerechtigkeit bekannt war. Nur fünf der 51 Regierungsmitglieder in seinem Kabinett sind Frauen.

Linke unter Zugzwang

Wegen ihrer Expertise und Glaubwürdigkeit ist Sakellaropoulou aber ohnehin für sämtliche Parteien – ähnlich wie die ehemalige Präsidentin des Verfassungsgerichts Brigitte Bierlein – eine perfekte Konsenskandidatin. Sie initiierte etwa die juristische Überprüfung der Kürzung der Pensionen ab 2012, was 2019 dazu führte, dass diese als teilweise verfassungswidrig beurteilt wurde. Sakellaropoulou verteidigte zudem Bürgerrechte und setzte sich gegen die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten ein.

Die resolute Frau ist aber auch unter Kollegen angesehen und Vorsitzende einer Gesellschaft für Umweltrecht. Ihr Lebenspartner Pavlos Kotsonis ist ebenfalls Jurist, aus einer früheren Beziehung hat sie ein Kind.

Das griechische Parlament wählte am Mittwoch mit 261 von 300 Stimmen Sakellaropoulou zum ersten weiblichen Staatsoberhaupt des Balkanstaates. Sie selbst sieht ihre Wahl als gesellschaftspolitischen Fortschritt, nämlich als eine "Wertschätzung für die Gerechtigkeit, aber auch für die modernen griechischen Frauen". (Adelheid Wölfl, 22.1.2020)