Ein Wehrmacht-Kettenkrad, das – zumindest noch im Vorjahr – im HGM ausgestellt war.

Foto: Andreas Stockinger

Das Verteidigungsministerium will nicht nur, wie bisher bekannt, den Museumsshop des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) untersuchen, sondern gleich das ganze Museum, berichtet der ORF. Begonnen hatte die Debatte über "braune Flecken" im HGM mit Auffälligkeiten im Shop. So hieß es etwa in einem Buch: "Die Wehrmacht hat ehrenvoll gekämpft, sie hat Wunder an Tapferkeit und übermenschlichen Leistungen vollbracht", außerdem wurden Spielzeugpanzer der Marke Cobi, darunter auch Modelle der Nazi-Wehrmacht, verkauft. Der "Kurier" berichtete im Vorjahr gar von "rechten Netzwerken" im HGM.

Das Museum bezeichnete das Buch damals als als "kontroversiellen Standpunkt", den man in einer "gutsortierten Fachbuchhandlung" anbiete, bei den Spielzeug- und Modellpanzern würden Wehrmachtsmodelle ohnehin nur "den geringsten Teil des Sortiments" ausmachen. Aus dem Verteidigungsministerium kam auf STANDARD-Anfrage eine idente Antwort.

Untersuchung immer mehr ausgeweitet

Dennoch richtete die Sektion I im Ministerium unter dem damaligen Verteidigungsminister Thomas Starlinger im September 2019 eine externe Kommission zur Prüfung des Museumsshops ein. Dann wurde im November eine weitere externe Kommission zur Prüfung des Ausstellungssaals, der die Zeit zwischen 1918 und 1945 zeigt, beauftragt. Geleitet wird sie vom Präsidenten des Museumsbunds Österreich, Wolfgang Muchitsch.

Im Dezember habe Starlinger dann "die Untersuchung auf das gesamte Museum samt Außenstellen ausgeweitet", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums zu Radio Wien. Durchgeführt werden soll sie ebenfalls von der Kommission unter Muchitschs Leitung.

Bei der Untersuchung solle es aber nicht nur um "braune Flecken" gehen, sondern etwa auch um etwaige frisierte Besucherzahlen. Die Disziplinarabteilung des Verteidigungsministeriums prüft laut einem Sprecher derzeit entsprechende Vorwürfe. Ein Endbericht soll kommen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind. Am 28. Jänner hat die Komission ihre nächste Sitzung. "Wir wollen die Prüfung des Saales bis spätestens Ende März" fertig haben, das gesamte Museum dann "bis Jahresende", sagte Muchitsch laut ORF.

Privatinitiative will Perspektivenwechsel anstoßen

Am Freitag soll auf einer Veranstaltung der zivilgesellschaftlichen Initiative "HGMneudenken" die "Diskussion um ein zeitgemäßes Museum" eröffnet werden, in dem "historische Militärobjekte kritisch gedacht und in eine demokratische Erinnerungskultur eingebettet werden", heißt es in einer Aussendung der Initiative.* Man wolle damit "bestehende Kritikpunkte aufgreifen und um künstlerische und historisch-museologische Perspektiven erweitern". (red, 22.1.2020)