Das Vorher-nachher-Luftbild zeigt das Ausmaß der Zerstörung.

Foto: APA/AFP/DOUGLAS MAGNO

Bild nicht mehr verfügbar.

Alle verfügbaren Hubschrauber waren im Einsatz.

Foto: AP/Andre Penner

Bild nicht mehr verfügbar.

Retter versuchten erfolglos, einer verschütteten Kuh zu Hilfe zu kommen.

Foto: AP/Andre Penner

Rio de Janeiro – Fünf Mitarbeiter der deutschen Prüforganisation TÜV Süd müssen sich in Brasilien wegen eines tödlichen Dammbruchs vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft erhob am Dienstag Mordanklage gegen den ehemaligen Chef des Bergbaukonzerns Vale, Fabio Schvartsman, und zehn seiner Mitarbeiter, aber auch gegen Beschäftigte der Münchner Prüforganisation, die dem Damm wenige Monate vor der Katastrophe ausreichende Stabilität attestiert hatten.

Zudem müssen sich Vale und der TÜV Süd demnach wegen Umweltdelikten vor Gericht verantworten. Bei dem Dammrutsch unterhalb der Eisenerz-Mine in Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais waren vor fast einem Jahr mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen. Es handelte sich um eines der schwersten Unglücke in der Geschichte Brasiliens.

Informationen vertuscht

Die Anklagebehörde wirft dem Unternehmen vor, in den Jahren vor dem Dammbruch Informationen über sicherheitsrelevante Themen rund um den Damm systematisch und absichtlich vertuscht zu haben. "Vale hat mit Unterstützung von TÜV Süd eine große Menge technischer Informationen über verschiedene von Vale betriebene Dämme produziert, denen intern (...) ein unakzeptables Risikoprofil attestiert wurde", erklärte Staatsanwalt William Garcia Pinto Coelho.

Vale wies den Vorwurf eines absichtlichen Fehlverhaltens von sich. Es sei zu früh für Schuldzuweisungen. Ein Sprecher von Schvartsman, der nach der Katastrophe als Vale-Chef zurückgetreten war, sagte, ein Bericht der brasilianischen Bundespolizeibehörde über den Dammbruch werde erst im Juni erwartet.

TÜV-Gutachten vier Monate vor dem Bruch

Auch TÜV Süd betonte, dass die Ursache für den Dammbruch noch nicht feststehe. Das Unternehmen hatte den Staudamm noch im September 2018 untersucht – vier Monate bevor er durchnässt brach und eine riesige Schlammlawine auslöste. TÜV-Süd-Chef Axel Stepken hatte in einem Reuters-Interview Vorwürfe gegen sein Unternehmen zurückgewiesen: "Der Betreiber ist verantwortlich für den Damm. Das ist Vale." TÜV Süd habe dem Unternehmen auch Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dem Damm gegeben – etwa ein Verbot von Sprengungen und Arbeiten mit schwerem Gerät. Ob sich Vale daran gehalten habe, wisse man noch nicht.

"Unser großes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien", erklärte TÜV Süd am Dienstag. Das Unternehmen sei weiterhin zur Zusammenarbeit mit den Behörden in Brasilien und Deutschland bereit. Die TÜV-Fachleute haben in Brasilien insgesamt 30 Dämme für den Bergbaukonzern zertifiziert. Nach dem Dammbruch in Brumadinho beendete das Unternehmen seine Aktivitäten in dem südamerikanischen Land. (red, Reuters, APA, AFP, 22.1.2020)